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Säbel angetrieben, über die zerwühlten Erdhügel und gebor¬
stenen Mauertrümmer unter Staub und Dampf und unter den
Blitzen des Geschützes, wüthend hervor, nm sich der Stadt zu
bemächtigen. Die verzweifelte Lage schien den Belagerten mehr
als menschliche Kräfte zu geben. Der Graf Starhemberg flog
augenblicklich mit der Besatzung herbei, warf sich mit Ungestüm
auf den Feind, der schon zwei Roßschweife als Siegeszeichen
auf der Bastei aufgesteckt hatte, und schlug ihn wieder in seine
alten Verschanzungen zurück. Allein mit jedem Tage wuchs die
Noth und die Gefahr der Belagerten. Am 6., 7. und 8. wur¬
den wieder neue Minen gesprengt, und das Feuer und die
Stürme mit einer Wuth verdoppelt, der die Belagerten doch
am Ende hätten unterliegen müssen, wäre der Entsatz nicht so
nahe gewesen. Schon hatte Starhemberg von dem höchsten
Thurme der Stadt, dem St. Stephan, rasch nach einander ganze
Garben von Raketen emporsteigen lassen, dem Herzoge Karl an¬
zudeuten, die Stadt liege in den letzten Zügen; da endlich —
es war der 11. September, des Abends 5 Uhr — zeigten sich
aus den Höhen des Kahlengebirges die ersten befreundeten
Truppen, und einige Kanonenschüsse verkündigten die nahe Er¬
rettung. Ein Augenblick trug die Freudenpost von Mund zu
Mund. Ein Augenblick verwandelte die allgemeine Verzweif¬
lung in lauten Jubel. Kara Mustapha aber knirschte vor
Äuth, warf sich zur Erde, zerraufte Haar und Bart, fluchte
oem Tage seiner Geburt und ließ die meisten Christeusklaven
WneS Lagers, Greise, Weiber und Kinder nicht ausgenommen,
dreißigtansend an der Zahl, unmenschlich niederhauen. Aber
öet Tag der Vergeltung nahete.
Am 12. September, mit den ersten Stralen der Morgen-
wune, stieg das christliche Heer, in schön geordneten Zügen, mit
Wenden Fahnen und klingendem Spiele, von den waldigen
Jpen des Gebirges in die Ebene hinab. Sofort begann der
"griff. Die Fürsten uud ihre Völker stritten mit wetteifern-
er Tapferkeit, allen voran aber der König Sobiesky, der mit
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