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Erster Teil! Landschaftsbilder,
auseinander. Mehr in ihrer Mitte aber ist Cöln gelegen. Nach dieser großen
Stadt kann man sie benennen. Da die Tiefebene wie eine große Bucht nach 8
nt das Gebirgsland eingreift, wird sie die Kölner Bucht genannt. Cöln liegt
nur 40 in, Bonn aber 50 m über dem Meere. Stiege das Meer etwa 60 m,
so würde sich also die Cöluer Tieflandsbucht in eine wirkliche Meeresbucht oer-
wandeln. Aber ein langer Höhenzug bliebe dann doch sichtbar. Er zweigt sich
südlich von Bonn von dem Gebirgslande der Eifel ab. Daher wird er Vor-
gebirge der Eifel, kurz das Vorgebirge oder auch die Pille genannt. Er¬
zieht sich in einiger Entfernung von Bonn und Cöln, also auch vom Rhein,
nach NW Hill und teilt die Cölner Bucht in ein östliches und ein westliches
Gebiet.
Der östliche Teil der Cölner Bucht wird vom Rhein durchflössen; er
bildet also das Rheinbecken. Deu westlichen Teil entwässert die Erst, ein
Nebenfluß des Rheines; wir können ihn also das Erftbecken oder nach dem in
seiner Mitte gelegenen Städtchen Lechenich das Lechenicher Becken nennen.
Der Rhein hält von Bonn ab die nordnordwestliche Richtnng bei, die er
scholl von Bingen ab verfolgt hat. Er macht aber große Biegungen. Auf eiuer
Rh ein fahrt von Bonn bis Cöln sieht man die Cölner Domtürme bald links, bald
rechts, bald wieder links auftauchen. Es ist ein schönes Land, das den Rhein
auf feinem Lanfe umgibt. Namentlich auf der liukeu Seite ist dieses sehr
fruchtbar und der Ackerbau sehr lohnend. Die weißen Roggenfelder und
die gelben Weizenfelder zeigen schweren Erntesegen. Große Ackerflächen
find mit Zuckerrüben, in der Nähe der meisten Orte auch mit Gemüse itnb
mit Obstbäumen bepflanzt. Sehr viel Gemüse und Obst liefern die Rhein¬
dörfer und besonders die Vorgebirgsdörfer auf den Markt der beiben großen
Städte Cöln und Bonn. Der am Vorgebirge gelegene Ort Alfter ist berühmt
durch seine Spargel- nnb Kirschenzucht. Auf der rechteil Rheinseite
ist das Land meist nicht so fruchtbar wie auf der liukeu. Dort breitet sich sogar
eine große Heide, die Wahner Heide, aus, die als Übungsplatz für die
Soldaten, besonders zu den Schießübungen der Artillerie, benutzt wird.
Die große Stadt Cöln (515 000 E.) (Abb. 9) ist an einer westlichen Biegung
des Rheines entstanden. Ihr Aufblühen zur größten Stadt der Rheinprovinz
und zur zweitgrößten Stadt Preußens verdankt sie ihrer günstigen Lage.
Sie liegt inmitten der fruchtbaren Cölner Bucht, bereit wohlhabende Bevölkerung
ihre Einkäufe hauptsächlich in Cöln besorgt. Sie liegt ferner dort, wo die Gebirgs-
höhen zu beiden Seiten des Rheinstronles zurückgetreten sind und im W nur
noch ein niedriger Höhellzug vorhanden ist, wo also die Anlage von Straßen
und Eisenbahnen leicht war. Cöln wurde daher der Mittelpunkt des rhei-
nischen Eisenbahnnetzes. Die Stadt liegt zugleich am schiffbaren Rhein-
ströme nnb ist der Mittelpunkt der Rheinschiffahrt geworden. Bis Cöln
können sogar Seeschiffe gelangen. Gewerbe, Handel und Verkehr konnten
also aufblühen, des guten Verdienstes wegeil zogen immer mehr Menschen nach
Cöln, und so wurde es unter preußischer Herrschaft eine viel größere Stadt, als
es je gewesen war. In seiner unmittelbaren Umgebung waren viele bedeutende