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Zweiter Teil: Das Gesamtgebiet,
Arten und Einrichtungen des Handels. Der Binnenhandel. Der
Handel hat zunächst die Aufgabe, den Güter- und Warenaustausch zwischen
den einzelnen Gegenden eines Gebietes sowie zwischen Stadt und Land
zu vermitteln. Diesen Handel nennt man, weil er sich ausschließlich im Innern
eines Landes abwickelt, Binnenhandel. In der Rheinprovinz ist er sehr
entwickelt und sehr bedeutungsvoll; denn die Zahl der bedeutenden Städte
ist sehr groß, und die Gebiete des Bergbaues und der Industrie sind ebenfalls
so dicht bevölkert, daß sie wie große Städte wirken. Gleich den Städten ver-
langen letztere die Zufuhr fast von allen:, was zur Ernährung der zahlreichen
Bevölkerung notwendig ist. Es gibt in den Städten und in diesen Gegenden
zahllose Gewerbe und Geschäfte, die sich ausschließlich mit der Zurichtung
und Verteilung von Lebensmitteln beschäftigen, daneben in den größeren
Städten Märkte und Markthallen, wo der Verkauf stattfindet, und außer
den Kaufleuten gibt es Agenten, die den Bezug der Waren, und Spediteure,
die den Versand derselben vermitteln.
Der Außenhandel. Viele Lebensmittel müssen, da sie in der Rheinprovinz
wie auch in andern Gegenden Deutschlands nicht in genügender Menge ge-
Wonnen werden können, aus dem Auslände bezogen werden. Auch manche
Gebrauchsgegenstände, und vor allem Rohstoffe für die Industrie, sind nicht in
genügender Menge vorhanden oder fehlen sogar ganz. Umgekehrt muß die
rheinische wie auch die übrige deutsche Industrie für die verfertigten Waren
auch Absatz im Auslande suchen, damit Deutschland mit ihnen die anslän-
dischen Waren und Güter bezahlen fonn. Dieser Handel mit dein Auslande,
der also in Einfuhr uud Ausfuhr besteht, wird im Gegensatze zum Binnen-
Handel Außeuhaudel genannt.
Ein- und Ausfuhr. Die Rheinprovinz führt besonders folgende Waren ein: Weizen
nnd Mais aus Argentinien, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Rumänien, Reis
aus Indien, Südfrüchte aus Italien, Holzaus Norwegen, Baumwolle aus den Vereinigten
Staaten von Nordamerika und Ägypten, Flachs aus Rußland, Wolle aus Australien, Süd-
afrika und Argentinien, Garne aus England, Rohseide aus Italien, Fische aus Holland und
Norwegen, Eisenerze aus Schweden und Spanien, Kupfer und Petroleum aus den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika. Wichtige Gegenstände der Ausfuhr sind: Steinkohlen
und Koks, Eisen- und Stahlwaren, Maschinen, Woll-, Banmwoll- und Seiden-
waren, Tuche, Weiu (Schaumwein) und Bier, Obst, Zucker usw. Für manche Waren
muß bei der Einfuhr in deutsches Gebiet eine Abgabe, Zoll genannt, entrichtet werden. Ebenso
haben auch andere Staaten manche deutsche Wareu mit Zöllen belegt.
Verkehrseinrichtungen. Der Austausch der Erzeuguisse mit nah und fern
gelegenen Gebieten und der Verkehr der Bewohner untereinander in einem so
dicht bevölkerten Lande, wie es die Rheinprovinz heute ist, verlangen groß-
artige Verkehrseinrichtungen. Die wichtigsten sind Schiff, Eisenbahn,
Post, Telegraph und Telephon.
Die Schiffahrt. Für die Schiffahrt ist die Rheinprovinz günstig mit
schiffbaren Flüssen ausgestattet. In ihrer ganzen Länge ist sie von der bedeuten-
den Schiffahrtsstraße des Rheines durchzogen. Durch Felssprengungen
im Strombette und Baggerungelt, durch Kribbeubauten und Uferbefestigungen