Full text: Heimatkunde der Rheinprovinz (Erg.)

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Dritter Teil: Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands, 
heiten sich oft All schlimmen S euch eil entwickelten, daß das Volk an Spuk, 
Geister und Hexen glaubte, und daß man Unschuldige marterte und 
Hexen verbrannte. 
Auch in späterer Zeit, als diese schrecklichen Zeiten überwunden waren, 
als Ordnung unb Sicherheit zugenommen hatten und die Bildung des Volkes 
größer geworden war, wurde das wirtschaftliche Leben durch die Klein- 
staaterei sehr gehemmt. Überall waren Zollschranken aufgerichtet, 
jeder kleine Fürst verlangte eitle Abgabe für die Durchfuhr der Waren. Jnl 
Rhein waren Ketten gespannt, die den Schiffen den Weg sperrten und erst 
nach Entrichtung des Zolles gesenkt wurden. Durch diese vielen Zollabgaben 
wurden die Waren sehr verteuert, so daß manche überhaupt nicht mehr in beu 
Handel gebracht werden konnten. 
8. Rheinland unter französischer Herrschaft. 
Gegen,Ende des 18. Jahrhunderts, nach Ausbruch der Französischen 
Revolution, fiel die linke Rheinseite der jetzigen Rheinprovinz an Frank- 
reich, etwas später auch die rechte Rheinseite uebft den Gebieteil Westfalens. 
Damit hörte die deutsche Kleinstaaterei im Rheinlande auf. Eine einheitliche 
Verwaltung wurde eingeführt, die Rheinzölle wurden aufgehoben. Auch 
sonst hat die kurze Zeit der französischen Herrschaft manches Gute geschaffen. 
Ein besseres Gesetz wurde eingeführt (Code Napoleon), das bis zum Jahre 
1900 im linksrheinischen Teile der Rheinprovinz Geltung behalten hat, und 
gute Landstraßen wurden gebaut. Andrerseits hat das Rheinland in dieser 
Zeit schwer leiden müssen unter deu fortwährenden Kriegen, Aushebun- 
gen von Soldaten, Kriegslasten und unter beu hänfigen Durchzügen 
der Heere. Als der gewaltige französische Kaiser und Feldherr Napoleou I. 
von den Heeren Preußens und anderer Staaten Europas niedergerungen war, 
da sollte auch für das rheinische Land eine Zeit des Friedens und eine Zeit 
neuen Blühens beginnen. 
9. Rheinland unter preußischer Herrschaft. 
Im Jahre 1815 waren die Gebiete der jetzigen Rheinprovinz an das 
Königreich Preußen gefallen. Die neue Provinz des Preußischen Staates 
wurde hauptsächlich aus folgenden Gebieten gebildet: aus dem früheren 
Kurfürstentum und Erzbistnm Eöln, aus dem Kurfürstentum und 
Bistum Trier, aus den Herzogtümern Jülich, Kleve und Berg, aus 
den Herrschaften Mörs und Pfalz - Zweibrücken und aus den Abteien 
Essen und Werden. Einige von diesen Gebieten waren schon früher im 
Besitze Preußens gewesen. Zuerst, und zwar schon im Jahre 1614, war das 
Herzogtum Kleve preußisch geworden. Dieses Land gehörte zu dem Erb- 
allteil des Kurfürstentums Braudeilburg an den jülich-klevischen Ländern. Im 
Jahre 1702 war Preußen dann auch in den Besitz der Grafschaft Mörs nebst 
Crefeld und 1713 in den Besitz eines Teiles von Geldern gekommen. Alle
	        
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