§86. Das Königreich Italien.
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Stadt zieht sich vom Meeresufer amphitheatralisch zu den mit Befestigungen
versehenen Bergeshöhen hinauf; viele vorliegende Berggipfel sind mit Schlössern
und Kirchen gekrönt; ganz in der Ferne die Schneehäupter der Alpen. Im
Innern sind die Straßen krumm und eng, enthalten aber Herrliche Kirchen
und Paläste, von denen viele bis zum Dache hinauf ganz aus Marmor
sind. „Die Stadt trägt den Charakter des Massenhaften. Wie in einem
großen Warenspeicher die Ballen, so sind hier die Häuser übereinander ge¬
schichtet: Straßen, oft nicht breiter, als daß man sie mit den Armen ab¬
reichen kann, und dabei nicht selten Häuser von 8—9 Stockwerk Höhe."
Ter Handel und Schiffsverkehr ist sehr beträchtlich, da Genua zum Freihafen
erklärt ist. — S. to. von Genua, an der Riviera di Ponente, der
klimatische Kurort San Remo; im äußersten Osten der genuesischen Küste,
der Riviera di Levante, der schöne und heitere Golf von Spezia
[fpcbfta ] mit der Stadt gleichen Namens; wichtiger Kriegshafen. —-
An der ligurischen Küste liegt das Fürstentum Monaco, der kleinste
Staat Europas (1,5 qkm, 15 000 E.), ganz von französischem Gebiet
auf der Landseite umschlossen. Es steht unter dem Schutze Frankreichs.
3) Die Lombardei hat ihren Namen von dem deutschen Stamme der
Langobarden, die unter A l b o i n 569 ihr Reich in Italien gründeten.
Karl der Große machte demselben ein Ende. Der Bund der lombardischen
Städte kämpfte im Mittelalter am eifrigsten gegen die deutschen Kaiser.
Hernach entstanden einzelne Herzogtümer, das größte und stärkste Mai¬
land. Als die einheimischen Herrschergeschlechter ausstarben, kämpften
fremde Völker um ihren Besitz.
Die Hauptstadt Mailand (ital. Milino), genannt' „la grande“
[granbe], ist durch Kanäle mit Tessin und Adda verbunden und ist der
Knotenpunkt der Alpenstraßen über den Simplon, Gotthard, Splügen mit
der von West nach Ost führenden Hauptstraße Oberitaliens; Hauptsitz der
Seidenindustrie; 490 000 E. Unter den Toren ist der von Napoleon auf¬
geführte Triumphbogen, hernach Friedensbogen genannt, an welchem die
große vom Simplon kommende Straße endigt. Der breiten und geraden
Straßen sind wenige, doch hat Mailand viele schöne Gebäude. Sehenswert
vor allem der Dom, in der Mitte der Stadt, nach der Peterskirche in Rom
die größte Kirche Italiens, von außen und innen mit weißem Marmor be¬
legt.
In der nächsten Umgebung von Mailand die alte Dom- und Garten¬
stadt M o n z a , bisher die Sommerresidenz des ital. Könighauses. Hier
wird die eiserne Krone aufbewahrt, mit welcher die lombardischen Könige
gekrönt wurden. Sie ist von Gold, enthält aber einen eisernen Reisen, der
von einem Nagel des Kreuzes Christi gefertigt sein soll. W. von Mailand
Magenta [matifchenta] (erster Sieg der Franzosen und Sardinier über
die Österreicher im Feldzug von 1859). — Zwischen Adda und Mincio
Brescia [Brefcha| Fabrikstadt, 70 000 E.; sodann Solferino (s. w.
von der Festung Peschiera speskieral), wo 1859 die Österreicher mit
den Franzosen und Sardiniern unglücklich kämpften; unterhalb der Adda-
mündung Cremöna, 7 km im Umfang, aber nur 38 000 E.; berühmt