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Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
den allmählich eingewanderten Juden sind ungefähr 125 000 vorhanden, von
denen allein in Berlin gegen 100 000 wohnen.
Die Bewohner sprechen die deutsche und die wendische Sprache. Von
den deutscheu Mundarten sind die mitteldeutsche und die niederdeutsche (ich
und ick, das und dat) vertreten; die Grenze geht über Luckau, Lübben,
Fürstenberg, Sternberg. Von jeder sei eine kleine Probe gegeben:
Tie mitteldeutsche Mundart der Niederlausitz.
Dupkes Märtine mnß in Himmele Schnase hieten.
De Dnpkene in Lnahme (Frau Dnpke in Lahmo bei Guben) wnar mual allecuc
heeme und dachte onn iähre Martine, dar'r jesturwen wnar. Dna snng^n Battelweiw
verr d'r Tiare: „Von Himmel hoch dna knam ich haar!" Wie de Dupkene dos Heerde,
mnch se de Stobentiäre uff und suade: „Na Weiw, wenn Jähr aus'n Himmele sidd,
denn wahrd'r merr o snajen kenn, wos use Märtine mächt." — „I freilich," suad dos
Battelweiw, „dar hüdd Schuafe dua obene; aber 's is'n io monn so fehre kaald derbei."
„Ach mein Gott!, suad de Dupkene, und schnall holde se dan Pelz von Buadeue runder,
packten dan Battelweiw 'rt Korw rinn und lnhß iähre Märtine scheene grießen. Wie iähre
Monn von Falde heemkom, verzellte se 's enn. Gottlob nmchte 's Maul groß uff und suade
garnischt. De Dupkene meende, he dächte woll, se redd'n wos viär, und verzellde no mual
von dan Weiwe, wie se jesung'u hädde: „Von Himmel hoch dua kuam ich haar!" Nu
griff aber Gottlob nnach d'r Peitsche; doch ha bezwung sich und lachte bloß bitter, als ha
suade: „Hält's Maul, tummes Schuas! So'n Lied steht jo in useu Singebuche."
(Nach Gander, gekürzt.)
Tie niederdeutsche Mundart de£ Havellandes.
Sage von Frau Harke.
Vöor ollen Titjen hett upp de Stoellensche Barge ene grootmächtige Riesenfruu
woant, dee hett Frnu Harke geheeten. Dee hett moal enen grooten Steen her to foaten
kreegen und hett doamett den Hoarelbarfchen (Havelbergschen) Dom innen Klump schmeeteu
Wullen. Disse Steen is äär äverscht ut de Haenne uutglipscht uuu is upp de Stoelleusche
Feldmark doal fallen, wo hee noch lange legen hett. (Nach Schwartz.)
Die Bilduug steht in der Mark auf hoher Stufe; trotzdem gibt es noch
Menschen, die nicht lesen irnd schreibeu können. Als Bildungsanstalten
dienen Volksschulen, Mittelschulen, höhere?! Töchterschulen, Realschuleu,
Präparaudeuanstalteu, Seminarien, Realgymnasien und Gymnasien. Die
Wissenschaft wird gepflegt durch die Forstakademie zu Eberswalde, durch die
Technische Hochschule zu Charlottenburg, durch die Hochschulen für Landwirt-
schast, Bergbau, Tierarzneikunde und die Universität (430 Lehrer, 8000 Stu-
deuten) in Berlin. Künstler werden ausgebildet in der Kunstakademie uud in
der Hochschule für Musik in Charlottenburg. Außerdem sorgen große Biblio-
theken (Königl. Bibliothek in Berlin), Sternwarten in Berlin und Potsdam,
Luft- und Wetterwarten in Potsdam und Lindenberg bei Beeskow, Museen
aller Art (Altes und Neues Museum, Nationalgalerie, Kaiser Friedrich-Museum,
Kunstgewerbemuseum, Kolonialmuseum, Museen für Völkerkunde uud Natur-
künde in Berlin, heimatgeschichtliche und heimatkundliche Museen an bieten
Orten) uud Theater für die Förderung voll Wissenschaft und Kunst. Die Ge-
brechlicheu, Verwaisten und Verkommenen erhalten die nötige Schulung in