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Die deutschen Landschaften.
Das Fichtelgebirge.
Das Fichtelgebirge ist nordöstlich vom fränkischen Jura
gelegen und schliesst die schwäbisch - bayerische Hochebene im
Norden ab. Das Gebirge ist kurz zusammengedrängt und
hat daher einen geringen Umfang, aber eine ziemlich bedeutende
Erhebung. Der Hauptgebirgsstock liegt im südwestlichen Teile.
Es ist dies der eigentliche Fichtelberg (früher von den Gelehrten
mons pinifer genannt), dem als die höchsten Erhebungen der
Schneeberg (1063 m) und der Ochsenkopf (1026 m) aufge¬
setzt sind. An sie schliessen sich noch manche hohe und schöne
Bergkuppen an, deren Spitzen sich oft zu wunderlichen Fels¬
formen gestalten. (So die zweigipflige Rössein, die gleichsam das
Merkzeichen des Fichtelgebirges bildet, ferner der Rudolstein, der
grosse Waldstein u. a., die wie mit burgähnlichem Mauerwerk ge¬
krönt erscheinen.) Sowohl im Süden als auch im Norden zieht
sich 'von dem Hauptgebirgsstock je ein Gebirgszug in (ost-) nord¬
östlicher Richtung ab. Dadurch erhält das ganze Gebirge die Form
eines nach Nordosten offenen Hufeisens.
Das Innere bildet ein wellenförmiges Plateau, das in
einer Flöhe von etwa 500 m liegt und sich nach Nordosten all¬
mählich senkt. In ihm liegen, zerstreut zwischen Feldern, Wiesen
und Wäldern Städte und Dörfer; doch sind auch viele Strecken
mit Torfmooren*) bedeckt. Die Berge des Fichtelgebirges sind bis
zur Spitze mit mächtigen Tannen und Fichten bewachsen, die ihnen
ein düsteres Aussehen geben.
Das Fichtelgebirge besteht meistens aus dem als Baustoff sehr
wertvollen Granit. Der Sage nach sollen im Gebirge grosse Reich¬
tümer verborgen sein. Anlass zu diesem Volksglauben, der in
Sprichwörtern unter den Bewohnern fortlebt, hat das Vorkommen
von geringen Mengen Goldes gegeben.
Das böhmisch-bayerische Waldgebirge.
Das böhmisch - bayerische Waldgebirge zieht sich
vom Fichtelgebirge, mit dem es jedoch nicht unmittelbar zusammen¬
hängt, nach Südosten bis an die Donau. Es ist ein umfang-
*) Torfmoore nennt man Sumpfflächen, welche mit modernden Pflanzen
oft meterhoch bedeckt sind. Sie entstehen da, wo das Regenwasser keinen
oder nur sehr langsamen Ab flu ss findet, besonders über hartem Fels¬
boden oder auf fettem Thon- und Lehmboden. Die Bildung des Torfes,
der von den Bewohnern gestochen und als Brennstoff benutzt wird, geht in fol¬
gender Weise vor sich : Die Pflanzendecke, welche der sumpfige Boden während
des Sommers hervorgebracht hat, stirbt im Herbst ab, verfault und bildet eine
schwarze Moderschicht. Im folgenden Frühjahr bricht ein neuer Pflanzenwuchs
durch, der wiederum abstirbt und eine zweite Moderschicht bildet. So erzeugt
jeder Sommer eine neue Pflanzendecke, und jeder Winter vermehrt die modernde
Pflanzenmasse um eine weitere Schicht. Unter den Pflanzen, die das Torf-
moor hervorbringt, herrscht eine eigentümliche Moosgattung, das Torfmoos
(Sphagnum), vor. In manchen Gegenden wird deshalb das lorfmoor einfach
„Moos" genannt.