Full text: Die deutschen Landschaften (1)

Das hessische und Weser-Bergland. 
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Rückblick auf frühere Kulturzeiten. 
Die Landschaft gelangte in einer spätem Zeit als das links¬ 
rheinische Gebiet zu einer höhern Kultur. Da die Römer über 
sie keine länger dauernde Herrschaft zu erlangen vermochten, fand 
römische Kultur sehr wenig E i n g a n g. Mehrere der germa¬ 
nischen "Stämme, die dem Vordringen der Römer so tapfern Wider¬ 
stand geleistet hatten, besonders die Chatten (= Hessen) und 
Sigambrer, waren es aber, die später., gegen Südwesten über 
den Rhein vordringend, mit das grosse Frankreich gründeten, 
das seine Kultur, chrisfliehe Anschauung und christliche 
Gesittung, unter dem mächtigen Kaiser Karl dem Grossen 
auch bis in die Wesergegend, in das alte Sac h sen land, trug. 
In dem süd 1 i eh e n Gebiete, in der Gegend von Fulda und Werra, 
hatten schon in etwas früherer Zeit Glaubensboten das Evange¬ 
lium verkündet, besonders der hl. ßonifazi us. Er, sowie seine 
Jünger legten durch Erbauung von Kirchen und Klöstern auch den 
Grund zu manchen Städten, z. B. zu Amöneburg, Fritzlar, 
Fulda, Hersfeld u. s. w. Im Sachsenlande hatte die Ver¬ 
breitung des Christentums dieselbe Wirkung. Die Städte Münster, 
Paderborn, Minden (und Osnabrück) sind von Karl dem Gr. 
gestiftete Bischofssitze. Eine wichtige Pflanzstätte für christ¬ 
liche Kultur wurde auch die Benediktiner-Abtei Corvey bei Höxter 
a. d. Weser. 
Von den beiden Volksstämmen, die vorwiegend die Besiede- 
lung des Landes von frühester Zeit an gebildet haben, den zum 
fränkischen Volksstamme gehörenden Hessen und den Sachsen, 
gewannen letztere für eine Zeit lang dadurch eine führende 
Stellung in Deutschland, dass ihr Herzog H e i n r ic h zum deut¬ 
schen Könige gewählt wurde. Der Kaiserpalast zu Gos¬ 
lar, wo die sächsischen Könige residierten, versetzt uns in diese 
Glanzzeit. 
Im Mittelalter hatte die Landschaft wie heute nur ein 
wenig entwickeltes Städteleben. Es wurde das Gebiet zu damali¬ 
ger Zeit zu wenig in den Kreis der Handelsthätigkeit gezogen. 
Einige Bedeutung erlangten nur die im Westen gelegenen Städte 
Münster und Soest. 
Kultureigentümlichkeiten: Art der Besiedelung und Bauart 
der Wohnungen, Abstammung und Sprache der Bewohner, 
ihre körperlichen und geistigen Eigenschaften. 
In dem südlichen Gebiete, dem Wohnsitze der Hessen, die 
zum grossen Volksstamme der Franken gehören, sind die Dörfer 
nach fränkischer Sitte geschlossen gebaut. Ebenso finden wir 
dort die fränkische Hofanlage. In einigen Bezirken des nörd¬ 
lichen Gebietes, dessen Bewohner sächsischer Abstammung 
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