Full text: Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks

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Vom Bocksturm. 
Aufgabe: Wie der Bocksturm jetzt aussieht! 
Einer der ältesten Festungstürme unserer Stadt ist der Bocksturm. 
Die Schießscharten an der Außenseite zeigen, daß er der Verteidigung diente. 
* Längere Zeit war er aber auch ein Gefängnis. Der noch vorhandene Stock 
ist eins jener Folterwerkzeuge, mit denen man in früheren Zeiten die Ee- 
fangenen quälte, damit sie ihre Schuld bekennen sollten. Besonders schlimme 
Verbrecher wurden wahrscheinlich in das tiefe Verlies geworfen, das 
unter dem Turme gewesen sein soll. 
Der bekannteste Gefangene des Bocksturmes war Johann von Hoya. 
Jahrelang beunruhigte er die Stadt, trieb das Vieh vom Fledder fort und 
beraubte Sutthausen. Als es endlich den Osnabrücker Bürgern gelang, seine 
Leute bei Fürstenau zu besiegen, nahm man Johann, der sich in einem 
Backofen verkrochen hatte, gefangen und brachte ihn in die Stadt. Man 
sperrte ihn in den Iohanniskasten des Bocksturmes. Vergeblich suchte 
ein Zauberer ihn zu befreien. Seine Freunde sollten ihm einen Käse 
schicken, in dem Feile und Brecheisen verborgen wären; aber auch das 
mißlang. Als der Kaiser befahl, ihn loszulassen, weigerten die Bürger sich 
anfangs heftig. Endlich kam er frei, mußte aber vorher schwören, nie 
wieder Streit mit Osnabrück anzufangen (Urfehde schwören). 
Als später die Wälle niedergelegt wurden, machte man den Bocksturm 
10 Meter niedriger. Auch der steinerne Bockskops, der ihm den Namen gab, 
wurde entfernt. Aber noch heute steht er als mächtiger Turm da und er- 
innert uns an jene Zeiten, als Osnabrück noch eine Festung war. 
Aufgabe: Beschreibe a) den Stock, b) den Iohanniskasten! 
Ein Gang über die Wälle. 
Ein Kranz schöner Anlagen an Stelle der niedergelegten Wälle um- 
gibt unsere Stadt. Nur der Herrnteichs wall ist noch vorhanden. Vom 
ehemaligen Herrnteichstor wandern wir an dem Haarmannbrunnen, der 
Herz-Iesu-Kirche und der katholischen Bürgerschule vorbei unter schattigen 
Bäumen über den Herrnteichswall. Vom anderen Haseufer schaut der Dom 
mit den vielen Gebäuden herüber, während dicht am Ufer die Reste der 
Hellingsmauer mit zwei Türmen uns an Kampf und Streit erinnern. 
Am efeuumrankten Pernickelturm und der Pernickelmühle vorüber ge- 
langen wir zum Hasetor. Der alte viereckige Torturm ist längst ver- 
schwunden, und über die neue Brücke bringt die Elektrische gerade Reisende 
zum Hasetorbahnhofe. Aber die „Bastion" Vitischanze mit oem Baren- 
türm ist noch vorhanden; in den Anlagen der Schanze bemerken wir den
	        
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