Metadata: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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Der Damm verschwindet, die Welle braust, 
Eine Meereswoge, sie schwankt und saust. 
Schön Suschen schreitet gewohnten Steg, 
Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg, 
25 Erreicht den Bühl und die Nachbarin; 
Doch der und den Kindern kein Gewinn! 
Der Damm verschwand, ein Meer erbraust's, 
Den kleinen S zel im Kreis umsaust's. 
Da gähnet und wirbelt der schäumende Schlund 
30 Und ziehet die Frau mit den Kindern zu Grund; 
Das Horn der Ziege faßt das ein', 
So sollten sie alle verloren sein! 
Schön Suschen steht noch strack und gut: 
Wer rettet das junge, das edelste Blut? 
Schön Suschen steht noch wie ein Stern; 
Doch alle Werber sind alle fern. 
Rings um sie her ist Wasserbahn, 
Kein Schifflein schwimmet zu ihr heran. 
Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf, 
40 Da nehmen die schmeichelnden Fluten sie auf. 
Kein Damm kein Feld! Nur hier und dort 
Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort. 
Bedeckt ist alles mit Wasserschwall; 
Doch Suschens Bild schwebt überall. 
Das Wasser sinkt, das Land erscheint, 
Und überall wird schön Suschen beweint. 
Und dem sei, wer's nicht singt und sagt, 
Im Leben und Tod nicht nachgefragt! 
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250. Der hörnene Siegfried. 
Geldensage. — Nach dem Volksbuch.) 
1. Wie Siegfried hörnen ward. 
In Niederland wohnte in uralter Zeit ein König, Namens 
Siegmund, der weithin berühmt war durch seine große Macht. 
Zin Sohn hieß Siegfried; der Knabe war aber von unbän— 
diger Kraft, und all sein Trachten ging dahin, daß er in die 
Fremde zöge, um Abenteuer zu bestehen. Endlich gab der König 
dem Wunsche seines Sohnes nach und ließ ihn eln 
Siegfried kam bald in ein Dorf, das vor einein Walde lag. 
Dort verdang er sich bei einem Schmied, um sich Waffen schmie— 
den zu lernen. Aber er schlug so gewaltig auf das Eisen, daß
	        
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