178
179. Die Sonne. 180. Der Mond-
E. Jin i?itnmelsraume.
179. Die Sonne.
Lesebuch von mehreren Volksschullehrem.
Wenn man kurz vor dem Vollmonde von der einen Seite
des Himmels den Mond heraufkommen und an der andern Seite
die Sonne untergehen sieht, so scheint es, als wäre das Gestirn
der Nacht so gross wie das des Tages, und doch ist der Mond
gegen die Sonne nur wie eine Linse gegen ein Wagenrad. Dass
die Sonne nicht grösser erscheint, macht ihre ungeheure Ent¬
fernung von uns, welche fast 400mal mehr beträgt, als die
des Mondes; die mittlere Sonnenferne ist 149 Millionen km.
Es dürfte also ein Dampfwagen mit Sturmeseile Tag und Nacht
dahinrasen, er würde dennoch gegen 300 Jahre bis zur Sonne
brauchen. Dazu hat sie eine solche Grösse, dass man über
1 Million Erdkugeln aus ihr machen könnte; denn ihr Durchmesser
beträgt 134/s Millionen km. Man kann sich einen Begriff von der
Grösse der Sonne machen, wenn man bedenkt, dass, sofern sie
hohl wäre, und in ihrem Mittelpunkte die Erde stände, der Mond
innerhalb dieser Riesenkugel um die Erde kreisen könnte.
Die Sonne ist zur Ruhe gegangen, sagen wir, wenn sie des
Abends hinter die Berge taucht und nichts als einen leichten
Schein an das Firmament wirft. Und auch die Alten glaubten,
die Erde stehe ruhig und fest und lasse die Himmelskönigin um
sich herumkreisen. Einige hundert Jahre vor Christus fand aber
ein gelehrter Grieche die Sache doch etwas ungereimt, und Cop-
pernicus, geboren zu Thom in Preussen 1472, bewies haar¬
scharf, dass die Sonne stille steht, die Erde aber sich um ihre
Achse dreht und die Planeten sich samt und sonders um die
Sonne bewegen. Doch durfte er davon nicht viel Lärmen machen,
weil die Vorurteile der Menschen noch zu gross waren. Ein
italienischer Professor, Namens Galilöi, geboren 1564 zu Pisa,
lehrte dieses coppemicänische Sonnensystem öffentlich, musste
aber deshalb manche Anfechtung bestehen. Heutigestags ist das¬
selbe zur allgemeinen Geltung gelangt, da Beweise jeden Zweifel
an seiner Richtigkeit beseitigt haben.
180. Der Mond.
Dr. L. v Tutscheck.
Der Mond ist unter allen Himmelskörpern der Erde am nächsten.
Seine Entfernung ist zwar zu verschiedenen Zeiten etwas verschieden,
aber im Mittel berechnet, beträgt sie ungefähr 384000 Kilometer. Man
ist deshalb im Stande, mit großen Ferngläsern die Oberfläche des Mondes