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dem hohen Gras verstecken können. Der Hirte hat daher in solchen 
Gegenden gnt aufzupassen, daß die wilden Tiere seine Herden nicht über- 
sallen. Auf großen Heiden begegnen wir auch einem Hirtenknaben mit 
einer Herde. Es ist eine Schafherde. Nicht alle Schafe weiden gerne 
auf der Heide; es sind die sogenannten Heidfchuuckeu, die wir antreffen. 
Sie sind nur klein und sehen recht schmutzig und unordentlich aus. Man 
sieht es ihnen an, daß sie auf der Heide leben; denn ihre Wolle ist voll 
von Heidekraut. Die Schafe sind aber vergnügt und hüpfen wie junge 
Lämmer auf der struppigen Heide hin und her. Der Hirtenjunge treibt sie 
den ganzen Tag auf der Heide umher. Jeden, der auf die Heide kommt, 
grüßt er. Wie grüßt er? Er stellt sich ans den Kopf und bleibt so eine 
Weile stehen. Der Wanderer giebt ihm ein Geldstück. Dafür kauft er 
sich , eine Peitschenschnur, und, wenn er viel Geld hat, ein Messer oder 
einen Sonnenring, an welchem er sehen kann, wie weit es am Tage ist. 
8. Die Verwertung der Heide. 
Ans der Heide liegen oft zerstreut kleine Häuser. Wir betrachten 
ein solches. Es ist nur klein und mit Heidekraut bedeckt. Um das 
Häuschen liegt ein kleiner Garten, der von einem Wall eingefriedigt ist. 
In der Nähe des Hauses befindet sich ein Haufen Heidekraut. An der Mauer 
hängt eine kurze Sense, mit welcher das Heidekraut abgemäht worden ist. 
Wozu wird denn das Heidekraut verwendet? In der einen Ecke des 
Gartens befindet sich ein Häuschen, aus lauter Steinen aufgebaut und 
mit Dachziegeln bedeckt; es ist das Backhans, in welchem der Bewohner 
des Hauses sein Brot backt. Der Backofen wird nnt Heidekraut geheizt. 
Durch eine kleine Thür gelangen wir in den Stall, welcher mit Heide- 
kraut bestreut ist; also als Streu benutzt man das Heidekraut. Wir 
gehen in die Stube hinein. Hier sitzt auf einem hölzernen Stuhl ein 
alter Mann, und vor ihm auf dem Fußboden liegt ein Haufen Heidekraut; 
aber die alten Pflanzen sind sorgfältig geordnet. Der alte Mann bindet 
Besen und Schrubber aus dem Heidekraut. Diese verkauft er an die 
Bewohner des Dorfes, und für das eingenommene Geld kauft er das, 
was die Heide ihm nicht bietet und was er doch nicht gut entbehren 
kann. Auf dem Tische steht ein Blumenstrauß. Die Blumen sind aber 
nicht beim Gärtner gekauft, sondern auf der Heide gepflückt. Am Fenster 
sitzt eine alte Frau uud strickt. Wir werden freundlich aufgenommen, 
und der alte Mann erzählt uns von früheren Tagen. „Ich wohnte," 
so begann er, „mit meinen Eltern im Dorfe dort unten. Wir waren
	        
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