Schiller, bet Sänger von Vaterlandsliebe und Freiheit, ist bet Liebling des
deutschen Volkes, beionbei-5 bet Irgend geworben. Er verherrlicht in bet „Glocke
das Empfinden des bentjchlmrgerlichen Lebens, ruft in seiner „Jungfrau von
Orleans" aus: „Mchtswnrdig ist die Nation, die nicht ihl Alles srendig ,etzt an
ibte Ehre!" unb zeigt im „Wilhelm Tell", tu e ein Volk sich seiner Bedrücker erwehrt.
4 Die Baukunst stand noch unter französischem Einflüsse. Als die Fürsten
sich von den Verlusten des Dreißigjährigen Krieges rascher erholt hatten tis
das Volk, fingen sie um 1760 an, nach dem Muster, von Versailles prachtvolle
Paläste zu bauen. Schlösser im Barockstil mit maßlos langer Front, Seiten¬
flügeln, großartigen Treppenanlagen sollten durch _ das Massenhafte von der
Macht des Besitzers reben unb mit ineinanderlaufenden Zimmetfluchten iiiid
Sp eaelgalerien Raum für glänzende Feste bieten. In Dresden entstand der
Rtotnqer (S. 108); in Berlin baute Andreas Schlüter das Schloß, da*
Zeughaus mit der Ruhmeshalle und schuf das ernste und gewaltige Reiteytand-
bild des Großen Kurfürsten auf der langen Brücke. .
Ebenfalls aus Frankreich stammt der Rokokostil. Er kam m Deutschland
besonders zur Entsaltung. Das Schloß Sanssouci zeigt seine Anwendung Das
Rokoko schmückt Wände, Decken und Zimmereinrichtungen mit Mrychelwert,
Schnörkeln, Blumen, Füllhörnern, Engeln und Landschaften. Seidene Tapeten
und große Spiegel bedecken die hohen Wände, prachtvolle Eonleuchter hangen
von den Decken herab. In den Lustgärten mit hohen geschnittenen Hecke:;
Terrassen und Wasserkünsten bewegte sich eine französisch sprechende Gesellichalt
in sonderbarer Tracht. Die Männer trugen helle seidene Strümpfe, kurze Bein¬
kleider farbige Samtröcke und einen gepuderten Haarbeutel oder emeu Jetten
Hopf die Frauen einen gebauschten Reisrock und zierliche seidene Schuhe.
Alles war zierlich und unnatürlich in dieser leichtlebigen Zeit, die der franzö¬
sischen Revolution vorausging.
Schloß Sairssouci bei Potsdam. Als Beispiel des Rokolostils.