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vernommen haben, und dennoch hingen seine Blicke wie geistesver¬
loren an den drei elfenbeinernen Kugeln, die auf dem nächsten Billard¬
tisch inmitten des grünen Tuches lagen. Und da kam es ihm vor,
als wären die beiden weißen Kugeln die zarten, lieben Gesichter seiner
zwei kleinen Mädchen, und die rote Kugel erschien ihm wie das ge¬
sunde, pausbäckige Gesicht seines herzliebsten Buben. Und diese drei
Gesichter schauten ihn an mit großen, ängstlichen Augen, und diese
Augen schienen zu sprechen: „Vater, um Gottes willen, Vater, laß
dir nur ja nichts einreden von dem schlechten Kerl! Schau, was
hättst denn davon, wenn du einen Haufen Geld im Kasten liegen
hättest und könntest deinen Kindern und der Mutter nimmer gerad
in die Augen schauen! Laß dir nichts einreden, Vater!" Mit einem
jähen Ruck sprang der junge Mann von seinem Stuhl empor, streckte
das zorngerötete Gesicht mit den blitzenden Augen weit über den
Tisch und stammelte mit heiserer Stimme: „Und das weitere, meinen
Cie, das wird sich dann schon finden? Wenn Sie mich erst einmal
auf zehn Jahr in Ihren Händen Hütten, dann könnten Sie mich
schon so lange kneten und bearbeiten, daß mir schließlich nichts andres
übrig bliebe als ein Schuft zu werden und Ihnen das Fabrikations¬
geheimnis meines jetzigen Herrn zu verraten."
Zornig packte er seinen Hut, stülpte ihn über die gesträubten
Haare, stapfte mit langen Schritten davon und schoß zur Türe hin¬
aus. Die Augen aus das beschneite Pflaster gesenkt, so stürmte er
heimwärts. Bilder der Erinnerung huschten an seiner Seele vorüber.
Er dachte an die Lehrlingszeit zurück, die er in einem chemischen Labo¬
ratorium durchgemacht hatte, und an die ersten Gesellenjahre, die er
weit von der Heimat in einem großen Glaswerk verbracht. Dann
war er heimgekommen und hatte in der Seydelmannschen Majolika¬
fabrik eine sichere Stelle gefunden. Der gute Herrgott hatte ihm
ein liebes Weib und gesunde, lustige Kinder beschert — ja, was wollte
er denn noch mehr? Ein wenig knapp ging es freilich her zu Hause;
aber wenn da nun auch ein paar kleine Rückstände bei den unent¬
behrlichen Handwerksleuten nicht zu vermeiden waren — er hatte ja
nur eine kurze Woche noch auf den Neujahrstag zu warten, an welchem
Herr Seydelmann für den Glückwunsch jedes Beamten und Arbeiters
mit einem ganzen Monatsgehalte zu danken pflegte. Und diesen
Herrn, der ihm erst vor acht Tagen den größten Beweis seines Ver¬
trauens gegeben hatte, den hätte er verraten und verkaufen sollen?
Bei diesem Gedanken warf Schaller die geballten Fäuste so zornig