Als wir eintraten, hatte der Markt bereits begonnen. Wir gingen
zuerst auf die Galerie. Ein langer, gelber Sonnenstrahl fiel von
den gegenüberliegenden Fenstern schräg durch die Halle. Da ward
es ganz hell in dem weiten Räume. „Wie groß und hoch die Markthalle
doch ist, und welche Menge Nahrungsmittel sie in sich aufzunehmen
vermag!" dachte ich und schaute bis zu dem Glasdach hinauf.
„Laß uns weitergehen," sagte meine Mutter, „hier riecht es
ja entsetzlich!" Der starke Geruch kam von den Käsen, die dort in
den Körben und auf den Tischen lagen. Gerade vor mir bemerkte
ich einen Mann in einem blauen Kittel und neben ihm eine Frau,
die auders gekleidet war, als die Leute bei uns gekleidet sind. Sie
boten Handkäse zum Verkauf aus. „Es sind Landleute aus der
Wetterau und dem Vogelsberg," erklärte mir meine Mutter, indem
wir langsam den Gang entlang schritten.
Links von uns lagen auf Tischen Hühner, Gänse, Tauben und
noch andres Geflügel, das ich gar nicht kannte. Daneben war
ein Stand mit Backwaren. Jetzt stiegen wir zur Halle hinunter.
Auf der Seite, wo die Schutzleute ihre Wachtstube haben,
findet der Großverkaus statt. Da standen ganze Reihen Körbe voll
der herrlichsten Früchte, einer immer verlockender als der andre.
„Sieh nur die prächtigen Apfelsinen dort, die mußten eine weite
Reise machen, um zu uns nach Frankfurt zu kommen!" sagte meine
Mutter, indem sie weiter ging. Zwischen hochgesüllten Körben mit
Salat, Spinat und „Gewürzel" saßen die Marktfrauen. Eine trank
gerade eine Tasse Kaffee. Wohl bekomm's, alt Mütterchen! Aber was
gibt's denn dort? Da zanken sich ja zwei Frauen. Eine Dame wollte
Salat bei eiuer Gemüsefrau kaufen. Als sie über den Preis nicht einig
werden konnten, bebauptete die Käuferin, der Salat sei überhaupt nicht
Bei der Gemüsefrau.
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