Full text: Heimatkunde und Arbeitsschule

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B. praktischer Teil 
diesen Märkten zu? Die Lauern kommen mit Wagen und Pferden vom 
Land, andere treiben das Vieh in die Stadt. Bald ist der ganze Marktplatz 
besetzt. Händler gehen von einem zum anderen- sie sind an ihren langen 
Mänteln zu erkennen und haben vielfach eine peitsche in der Hand, eine 
dicke Ledertasche mit Gold- und Silbergelb an der Seite und dne 
mit Hundertmarkscheinen (zeigen !) gefüllte Brieftasche im Busen. 
Ein Bauer fordert für seine Ruh 300 Mark- der Händler bietet nur 
250 Mark. Da läßt der Bauer 25 Mark ab, der Händler legt 25 Mark zu- 
sie werden handelseinig, gehen ins nächste Gasthaus und der Händler 
zahlt dem Bauern das Geld aus: zwei Hundertmarkscheine, drei Zwanzig- 
Markstücke, ein Zehnmarkstück und fünf einzelne Mark- er kauft zwanzig, 
dreißig und mehr Schlachttiere, bringt sie zur Bahn und befördert sie zum 
Schlachten in die Großstadt, wo sie teuer bezahlt werden. 
Huch der Fleischer kauft eine ganze Knzahl Tiere zum Schlachten ein; 
aber er braucht alle Tage Schlachtvieh- darum fährt er mit seinem 
Wagen nach den Dörfern und Gütern, sieht sich die Tiere an und kauft 
einige. Ein guter Bulle (15 bis 18 Zentner) kostet 600 Mark, eine Schlacht- 
kuh oder ein Ochse, je nach Gewicht, 200 bis 500 Mark, ein Kalb von 
1 bis 172 Zentner 45 bis 70 Mark, ein Hammel 40 bis 45 Mark, ein 
Schwein von 3 Zentner 135 Mark, Wie teuer ist der Zentner (100 
Pfund)? Gewöhnlich wiegt man das Tier vor dem verkauf (Lebend- 
gewicht). Ist keine IDagschale vorhanden, so „schätzt" der Fleischer das 
Gewicht. Die Schätzung ist aber sehr unsicher und geschieht vielfach zum 
Nachteil des Verkäufers. Kleinere Tiere (Schweine, Kälber) bringt der 
Fleischer auf seinem Wagen nach Hause, große werden ihm zugetrieben. 
b) Die Arbeit im 5chlachthause. Unser Schlachthaus liegt in der 
Gr. Marktstraße. Beschreibe es ! (Einstöckiger Bau mit großen Glasfenstern, 
zahlreiche Ventilationsvorrichtungen- verschiedene Räume zum Einstellen, 
Schlachten und Kufbrechen der Tiere, Kühlvorrichtungen, Ofenanlagen¬ 
freier Vorplatz und Kuffahrt für die Fleischerwagen.) Dorthin bringt 
der Fleischer das Schlachttier (Schwein, Rind). Er tötet es möglichst 
schnell und schmerzlos: durch einen Schlag auf den Kopf wird es betäubt, 
dann gestochen. Aus der geöffneten Halsschlagader fließt das Blut, bis 
sich das Tier verblutet hat. Das Blut wird in einem Gefäß aufgefangen 
und zur Bereitung von Blut- und Grützwurst, auch wohl, mit Essig ver- 
mischt, zu „Schwarzsauer" (Suppe) verwandt. 
Während das Tier noch warm ist, wird ihm das Fell abgezogen (es 
kostet 12 bis 25 Mark und wird vom Gerber gekauft). Die Schweine werden 
in kochendem Wasser abgebrüht und mit „Glocken" oder Messern ihrer 
Borsten beraubt, die der Bürstenbinder verwertet (1 Pfd. 10 Pfg.). 
Die Bein k nochen und die hörner der Rinder werden zu Messerschalen 
und Knöpfen verarbeitet, alle anderen Knochen in der Zucker- und Glas- 
Industrie und zu vielen anderen Zwecken gebraucht.
	        
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