Full text: Heimatkunde und Arbeitsschule

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Titicacasees, über 4000 m hoch gelegen). Das Reich der Inka („Tahu- 
antinsuyu“ = die vier Himmelsgegenden) dehnte sich seit etwa 1250 von 
Cuzco aus zuerst langsam, später sehr rasch nach Norden, Süden und Osten, 
zumeist durch Eroberung, aus. Durch die Eroberung Quitos hatte es 1525 
seinen Höhepunkt erreicht. Der Ackerbau war unter schwierigen klima¬ 
tischen Verhältnissen hochentwickelt trotz des Mangels an Zugtieren und 
eisernen Geräten. Das Lama diente als Lasttier und lieferte Fleisch und 
Wolle. Gedüngt wurde mit Guano. Nur Meteoreisen war bekannt und wurde 
zu kleineren Schmuckgegenständen und Geräten verarbeitet. Kultiviert wurden 
auch die Kartoffeln1), neben ihnen war die Hauptnahrung der Mais, und Mais¬ 
bier war ein oft missbrauchtes Getränke. Der Tabak wurde nur geschnupft, 
Coca als Reiz- und Erfrischungsmittel gebraucht. Eine Schrift fehlte; zur 
Mitteilung und Aufbewahrung von Thatsachen wurden mannigfaltig ge¬ 
schlungene Knoten (Quippu) verwendet. Die grössten Baudenkmale der Inka 
sind die Citadelle des Berges Sacsahuaman über Cuzco und die gewaltige Sperr¬ 
festung Tampu, auch bei Cuzco. Maschinelle Hilfsmittel (selbst Bohrer und 
Hammer) kannte man nicht. Die Skulptur, besonders in Stein, stand der mittel¬ 
amerikanischen und mexikanischen weit nach. Bergbau wurde getrieben, die 
Edelmetalle wurden aber nur zum Schmuck, insbesondere der Paläste und 
Tempel (der erste und grösste Tempel in Cuzco: Korikantsha = „Goldhof“ mit 
„goldenem Garten“), zur Ehrung der Herrscher und Erstellung von Geräten ver¬ 
wendet, es fehlte überhaupt an einem Wertmesser und an Handelsverkehr. Grosse 
Heer- und Kurierstrassen waren erstellt, so eine von Cuzco nach Quito. M e n- 
schenopfer waren seltener als in Mexiko und nicht mit Menschen¬ 
fresserei verbunden. Einen Kriegsgott gab es trotz des militärischen 
Grundzugs des Reiches nicht. Der oberste Reichsgott blieb thatsächlich der 
Sonnengott Inti. Bei seinen Tempeln befanden sich Klöster von Sonnenjung¬ 
frauen, Töchtern der Inka oder der Curaca. DerSapa-Inka (-=der einzige 
Herr) wurde als halbgöttliches Wesen betrachtet und hatte zur 
rechtmässigen Gemahlin immer seine älteste Schwester. Neben den geborenen 
Inka gab es auch Titularinka. Die Inka bildeten in dem theokratischen Staats¬ 
wesen den herrschenden Stand, ein Teil war zu einer Elitetruppe vereinigt. Die 
stammfremden Vasallen, denen ein Teil der Herrschaftsrechte belassen wurde, 
Messen Curaca. DienationalenUnterschiede wurden wirkungslos 
gemacht, bezw. beseitigt durch ein System von Militärkolonien, durch 
zwangsweises Erlernen des Queshua als Reichssprache, vor 
allem durch Verpflanzung grosser Menschenmassen aus den unter¬ 
worfenen Gebieten in längst befriedete und umgekehrt („Mitimaes“); jedoch 
war zur Zeit der Conquista die Verschmelzung der erst vor kurzem unter¬ 
worfenen Teile noch nicht vollendet. Die Masse des Volkes wurde jeder 
Bildung ferngehalten, die „Amauta“ unterrichteten, von der Unter¬ 
weisung in der Reichssprache abgesehen, nur die Inka. Dem Inka, der selbst 
priesterliche Funktionen übte, stand zur Seite ein lebenslänglicher Hohe- 
priesterWilachuma, vom Inka aus seinen nächsten Verwandten ernannt. 
Die Zahl der Priester und Wahrsager aller Art war gross. Die Masse 
entbehrte aller politischen Rechte; der sozialistische Zwangs¬ 
staat sicherte ihr eine ordentliche materiell e Existenz, aber 
geistige Regsamkeit und jedes ideale Streben blieb unter¬ 
drück t. Grund und Boden war Staatseigentum; zwei Teile waren Inka- und 
Tempelgut, aus deren Erträgnissen auch die Staatsmagazine gefüllt wurden; 
J) Die Kartoffeln wurden wahrscheinlich um 1560 nach Holland und 
Burgund, sowie nach einigen spanischen Provinzen gebracht, 1580 nach Italien 
und etwas später nach Irland. Nach Deutschland kamen sie erst Anfangs des 
XVII. und bürgerten sich ein erst Ende des XVIII. Jahrhunderts.
	        
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