Full text: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

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1. Das Land östlich oder rechls von der Ellie, 
b) Wie ist der Verkehr auf dem Fläming? 
Die Sandmassen des Flämings bereiten dem Verkehr Schwierigkeiten; 
Verkehrswege sind infolge der schwachen Bevölkerung nur in geringer Zahl 
vorhanden. Die Städte treffen wir infolgedessen nur am Rande des Höhen- 
zugs au. Drei Eisenbahnlinien durchkreuzen in nordöstlicher Richtung den 
Höhenzug. Die nördliche Bahn geht von Barby (Kauoueubahu?) über Güter- 
glück, Belzig nach Berlin; die beiden südlichen Bahnen verbinden Jüter- 
bog und Luckenwalde mit Berlin (Karte!). In der Talmulde der 
Ruthe trieben die Flamländer nach ihrer Ansiedelung Schafzucht; iu- 
solgedesseu entstanden in frühester Zeit iu Jüterbog und Luckenwalde 
Tuchfabriken. Obgleich die Schafzucht heute nicht mehr iu dem Umfange 
betrieben wird, find doch die Städte Luckenwalde (23000 Einwohner) uud 
Jüterbog (8 000 Einwohner) infolge der bekannten Tuchfabriken zu solcher 
Größe angewachsen. Mit Hilfe der Eisenbahnen beziehen die Tuchfabriken 
ausländische Wolle und verarbeiten sie zu Tuch. Deu geringen Verkehr 
im Fläming bezeichnet die Redensart, „daß nur Handwerksburschen uud 
Bettler deu Fläming überschreiten". 
7. Naturfchöuheiteu des Flämings, lohnender Ausflug nach 
Wiesen bürg und Hagelberg. 
Da, wo steilere Abhänge sind und Bäche fließen, fiudeu wir Prächtige 
Laub- und Nadelwaldungen. Besteigen wir im SO. den Golmberg, 
so freuen wir uus über knorrige Eichen, stämmige Buchen, hohe Fichten 
und Kiefern. Deu schönsten Teil des nördlichen Fläming bildet die Umgebung 
von Wiesenburg und Magdeburgerforth. Ein Ausflug hierher 
an einein schönen Sommertage übertrifft unsere Erwartungen. Wir sahreu 
mit der „Kanonenbahn", die von Güterglück über Lindau, Wiesen- 
bürg und Belzig nach Berlin führt, durch den nördlichen Fläming. 
Dieser Teil führt nach dem früheren Besitzer Brandt den Namen 
Brandtsheide. Täler uud Hügel wechseln ab, bewachsen mit herrlichen 
Buchenwaldungen. Bei dem Dorfe Wiesenburg steigen wir aus und 
besuchen das Schloß (s. nebenstehende Abbildung). Es wird uns erzählt, 
daß dieses Schloß in früheren Zeiten eine Wasserfeste war, erbaut vou 
Karl dem Großen zum Schutze gegen die Wenden. Das Schloß mit 
seinen hoben Zinnen ist von einem Wall und einem Wallgraben um- 
geben. Eine Brücke führt zu dem Eingange des Schloßhofs. In der 
Mitte des Burghofes, der von den vier Schloßflügeln eingeschlossen wird, 
befindet sich ein alter Schloßbrunnen aus dem 16. Jahrhundert. Uralte, 
weilverzweigte Linden beschatten ihn. Schmale, verzierte Türen führen 
von hier in das Innere des Schlosses. Über das Schloß ragt der 48 m 
Hobe Bergsried. Während die Schloßgebäude im 30jährigen Kriege 
zerstört wurden, blieb dieser hohe Turm alleinstehen. Wir gehen durch 
die Gänge uud die vielen einzelnen Zimmer des Schloffes uud staunen 
über die Kunstschätze und Sehenswürdigkeiten. In einem Gange bleiben
	        
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