Full text: Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatskunde

— IV — 
ersten Schuljahre aus. Die naturkundlichen Belehrungen genügen zu- 
weilen noch für das dritte Schnljahr. 
In Bezng auf die Unterrichtsform sei erwähnt, daß die entwickelnde 
Frage vorherrschen muß. Fragen und immer wieder fragen ist bei 
dem Anschauungsunterrichte eine Hauptsache. Immer nnd immer wieder 
muß der Schüler angehalten und angeregt werden, über das, was er 
anschaut oder angeschaut hat, Rede und Antwort zu stehen. Nur auf 
diesem Wege, daß der Mund auszusprechen hat, was die Sinne wahr- 
nehmen, kommt Licht nnd Klarheit in die Köpfe, wird der Schüler 
reicher an Begriffen und sprachlich gefördert. Die wichtigsten Sätze, 
welche im Unterrichte gewonnen sind, werden dnrch Sprechen der Ein¬ 
zelnen, in Abteilungen und im Chore eingeübt. „Das Chorsprechen 
muß namentlich zu Anfang des ersten Schuljahres ganz besonders ge- 
pflegt werden. Es ist durchaus nicht zn weit gegangen, wenn man in 
den ersten Wochen jede richtige und vollständige Antwort im Chor 
nachsprechen läßt. Das Chorsprechen bildet die Sprachfertigkeit und 
fördert namentlich die in dieser Fertigkeit noch Unbeholfenen, macht den 
Schüchternen Mut, weil sie gewissermaßen unbemerkt (wie sie vermeinen) 
mit in der Masse schwimmen können, erhält die zur Zerstreutheit Ge- 
neigten bei der Sache und schützt diejenigen, die noch nicht im stände 
sind, dem roten Faden des Unterrichts allenthalben zu folgen, vor 
Langerweile". 
Um neben dem Verstände anch der lebhaften kindlichen Phantasie 
und dem uaiven Gemütsleben der Kinderwelt gerecht zu werden, habe 
ich öfter mit einem Rätsel begonnen, auch iu die Lektiouen poetische 
Stoffe aufgenommen und fo in die übersinnliche Welt hinübergeleitet. 
Außerdem biete ich am Schlüsse einer jeden Lektion dem Gemütsleben 
der Kinder eine reiche Auswahl passender Stoffe dar nnd zeige an 
vielen Beispielen, wie dieselben im Unterrichte zu verwerten sind. 
Bei der Ausarbeitung des vorliegenden Handbuches habe ich selbst- 
verständlich die einschlägige Litteratur benutzt, so die Werke von Förster, 
Kirst, Grüllich, Heinemann, Jütting-Weber, Wernecke, Schindler, 
Dietlein-Gosche-Polack, van der Laan, Finger, Hummel u. a. 
Zur Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit konnte ich mich lange 
nicht entschließen, da ich mir der Schwierigkeit der übernommenen Auf- 
gäbe wohl bewußt war. Der Beifall aber, den eine von mir gehaltene 
Lektion aus dem Anschauungsunterrichte bei dem Kollegium, dem ich 
angehörte, gefunden und die anerkennenden Urteile, die ich von hoch- 
angesehenen Schulmännern über das Manuskript erhalten, gaben mir 
den Mut, dasselbe dem Druck zu übergeben.
	        
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