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Das unterhalb Ca üb liegende preuß. Städtchen Oberwesel
hat vortrefflichen Weinbau. Schon von Weitem sieht man dein
Orte sein Alterthum an. Die Lage ist äußerst schön. Höhen ragen
hinter derselben empor und tragen die Ueberreste einer alten Burg.
In der alten Stistskirche erinnert ein Altarbild an die Landung
der »11,000 Jungfrauen«. Vor dem alten Stadtthore liegt der
sogen. »Ochsenthurm«. Eins der schönsten Thäler dieser Gegend ist
die »Engelhöhle« an der »Schönbnrg«. Letztere liegt in Ruinen,
die noch von früherer Herrlichkeit zeugen. Weiter hinab gelangt
man nach der Stadt St. Goarshausen lind der gegenüberliegen¬
den Stadt St. Goar, die recht mitten in wildromantischen Schön¬
heiten des Rheins liegen. Ueber der letztgenannten Stadt erhebt
sich die ehemalige Feste »Rheinfels«, von dem Grafen von Katzen-
ellnbogen eines hier erhobenen Rheinzolls wegen erbaut. Noch heute
berichtet eine vorhandene Denktafel, daß einst 26 rheinische Städte
heranzogen, die zollerhebende Feste -zu vernichten. Jedoch nach
fünfzehnmonatlicher Belagerung mußten diese unverrichteter Sache
abziehen. Auch durch 24,000 Franzosen wurde die Burg unter dem
General Görz i I. 1692 vergeblich belagert. Aber 102 Jahre
später siel sie sehr bald in die Hände weniger französischer Plänkler.
Nachmals wurde sie von den F anzosen zerstört und die Trümmern
vom damaligen Prinzen von Preußen angekauft. Man genießt von
der Höhe eine herrliche Aussicht. St. Goar war früher die Haupt¬
stadt der »niedern Grafschaft Katzenellnbogen« und verdankt ihre
Entstehung dem Grabe des hl. Goar, zu dem viel gewallfahrtet
wurde. Der Wallfahrtsort wurde bald in eine blühende Stadt
verwandelt. St. Goar theilt das Schicksal Leyden's; denn auch
hier flog i. I. 1758 ein Pulvermagazin in die Luft und richtete
arge Verwüstungen an Bei dem gegenüber liegenden St. Goars¬
hausen, im sogen. »Schweizerthale«, erbebt sich die im 14. Jahr¬
hundert vom Grafen Johann III. erbaute Feste »Neukatzenellnbogen«,
auch kurzweg »die Katze« genannt, die 1806 von den Franzosen
zerstört wurde. Etwas weiter landeinwärts und Vs Stunde von
dem hochgelegenen Orte Petersberg lag eine dritte Bnrg der Gra¬
fen von Katzenellnbogen, »Reichenberg«, die 1302 vom Kaiser Al¬
brecht zerstört, dann wieder aufgebaut wurde, im 30jährig. Kriege
viel erlitt und endlich 1818 auf Abbruch verkauft worden ist. ^Zwi¬
schen Oberwesel und St. Goar ragen bei niedrigem Wasserstande
7 Felsen aus dem Wasser hervor. Der Sage nach sollen es vor¬
dem 7 Töchter eines Burggrafen von Schönberg gewesen sein, die
zum warnenden Exempel wegen ihrer Sprödigkeit in Stein verwan¬
delt wurden. Bei St. Goarshausen erhebt sich am Rhein die »Lur-
ley« (von Lure, d. i. Lauter, und Ley, d. i. Schiefer), ein wunder¬
barer Schieferfelsen, aus welchem ein Echo den Ruf 15 Mal wie¬
derholt. Ec wurde, wie die Sage erzählt, früher von einer »Undine«