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legt ihn behutsam in den Korb. Er bricht alle Äpfel ab, die er er-
reichen kann. — Die schönsten Äpfel sitzen gewöhnlich an der Spitze
des Zweiges. Die kann er aber nicht erfassen. Wie hilft sich da
der Vater? Er nimmt einen langen Haken, zieht damit die Spitze
des Zweiges her und pflückt die Äpfel dann ab. Und wenn er auch
auf diese Weise keine Äpfel mehr erreichen kann? Dann setzt er die
Leiter an einen anderen Ast und pflückt da. Wenn der Korb voll
ist, kommt der Vater herunter, und wir Kinder legen die Äpfel be-
hutsam in die Kiepe oder in Säcke. Warum behutsam? Damit
sie keine Flecke kriegen, sonst werden sie faul. Bald hat der Vater
alle Seiten des Baumes leer gepflückt, nur in der Spitze sitzen noch
ganz prächtige Äpfel. Wie bringt der Vater die herunter? Er bricht
sie mit dem Apfelpflücker ab. Und wenn das nicht geht? Dann
schüttelt er sie ab. Dabei fällt euch wohl ein Apfel aus den Kopf
oder gar auf die Nase.
Ich sah ein Büblein kerngesund
Mit frischen roten Wangen,
Mit einem Köpfchen kugelrund,
Hoch, hoch am Baume hangen.
Kopfunter, denkt euch, hing es da
Und schien vergnügt und munter,
Und als ich es so baumeln sah,
Da fiel es, patsch, herunter.
Es fiel mir .auf die Nase gar,
Das schien mir sehr vermessen;
Drum Hab' ich gleich mit Haut und Haar
Das Bürschchen aufgegessen. (R. Reinick.)
So ein keckes Bürschchen! Welche Strafe erhielt er für seine
Keckheit? — Mit ,,Haut und Haar"? Der Knabe hat den Apfel
gleich mit der Schale aufgegessen, er hat ihn vorher nicht geschält.
Trotzdem mundete er prächtig. Der Saft floß dem Knaben aus
dem Munde.
Nun ist der Baum leer, Kiepen und Säcke aber sind gefüllt.
Jetzt kommen die Knaben wieder an die Reihe! Die Knaben müssen
die Äpfel nach Hause fahren. Die Knaben merken es aber, daß ihr
Wagen jetzt beladen ist! Ja, sie müssen tüchtig Ziehen. Was tut
der Vater deshalb? Schiebt. Nun geht's heim! Aber was für
ein Leben heute auf der Broitzemerstraße herrscht! An jedem Baume
stehen Leitern, in jedem Baume sieht man Leute, die Äpfel pflücken.
Alle sind fleißig, denn sie möchten gar zu gern vor Abend mit dem
Obstabkriegen noch fertig werden. Unter den Bäumen stehen Kinder
und passen auf, ob der Vater oder der große Bruder einen Apfel
herabfallen läßt. Da sind auch viele Kinder, deren Eltern gar
keine Äpfel gekauft haben! Die gehen die Straße auf und ab, stecken
sich die Taschen voll Äpfel und essen nach Herzenslust. Denkt an
den Wagenverkehr! Da sind viele Handwagen und große Wagen,
auf denen die Äpfel nach Haus gefahren werden. Leere Wagen
kommen und wollen Äpfel holen. — Nun müssen wir aber „unsere