weiter anerkannt hätte. Wiederum verbanden sich die bonrbonischen
Linien und schlössen, wie im spanischen Erbfolgekriege, einen Bund mit dem
Kurfürsten von Baiern, der als Nachkomme einer Tochter Ferdinands I. auf
die österreichische Hinterlassenschaft Anspruch erhob. Gleichzeitig führte Preußen
(Friedrich II.) den ersten schleichen Krieg (vgl. preußische Geschichte). Mit
französisch-bairischen Truppen rückte der Kurfürst (Karl Albert) von Baiern
nach Prag und ließ sich hier krönen. Der böhmischen Krone fügte er dann
die Kaiserkrone hinzu; im Anfang 1742 ward er in Frankfurt a. M.
als Karl VII. (1742—1745) gekrönt.
Für Österreich erhob sich jedoch der Verbündete des spanischen Erb-
folgekrieges, England. Zugleich raffte sich Österreich innerlich auf. Maria
Theresia fand den begeisterten Beistand der Ungarn. Siegreich drangen die
Österreicher in Baiern ein. Die Franzosen mußten nicht nur Böhmen
und Baiern räumen, sondern wurden über den Rhein zurückgetrieben. In
Italien wurde das von den Spaniern besetzte Mailand zurückerobert. Die
Siege des sranzösischen Marschalls Moritz von Sachsen in den Nieder-
landen wurden durch die Vorteile der Engländer zur See aufgewogen. Im
Frieden zu Aachen (1748) trat Frankreich vom Kriege zurück, ohne
irgendeinen Erfolg errungen zu haben. Baiern hatte bereits 1745 nach dem
Tode Karls VII. auf die österreichische Erbfolge verzichtet.
So behauptete Maria Theresia (1740—1780) bis auf Schlesien
(vgl. Friedrich den Gr.) das volle Erbe *). Auch die Kaiserkrone, die nach
dem Tode Karls VII. ihr Gemahl Franz I. (1745—1765) gewann, erhielt
sie ihrem (dem habsburgischen) Geschlechte. Durch den Zauber ihrer Per-
sönlichkeit und durch ihre Volksbeliebtheit kettete sie die einzelnen Nationen
enger an sich. Freilich fehlte der österreichischen Großmacht die rechte Staats-
einheit und die freie Bewegung im Innern. Der hohe Adel befand sich im
Besitze der ersten kirchlichen und staatlichen Ämter, das Bürgertum dagegen
war gedrückt und durch Zunftzwang eingeengt, der Bauer in den slawischen
und ungarischen Gebieten an die Scholle gebunden und mit Fronen belastet.
Eine reiche und mächtige Kirche hielt jede freiere Geistesrichtung nieder.
Ein durchgreifendes Reformwerk schien nötig und wurde von dem Sohn Maria
Theresias, Joseph IL, versucht.
III. Die Reformen Josephs II.
Joseph II. (1780—1790, seit 1765 deutscher Kaiser) war mit
seinem ganzen Denken und Arbeiten auf die Macht und Wohlfahrt des Staates
gerichtet (aufgeklärter Absolutismus); aber leidenschaftlich und rück-
sichtslos, mochte er die Dinge sich nicht entwickeln lassen und wollte in wenigen
Jahren nachholen, was in Österreich in Jahrhunderten versäumt worden war.
Die Kirche wollte er der Regierungsgewalt unterordnen und an Stelle
des Glaubensdruckes Glaubensduldung setzen. Den Bischöfen verbot er daher
1) Österreich wurde in der Folge noch vergrößert um Galizien in der ersten Teilung
Polens 1772, um die Bukowina 1774 und um das Jnnviertel auf der rechten Seite
der untern Salzach und des untern JnnS 1779 (vgl. den bairischen Erbsolgekrieg unter
Friedrich dem Großen).