Wie lieb ist mir dies Örtchen,
Wie freue ich mich sein!
Wenn ich von ferne stehe
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Welches Gefühl habt ihr deshalb gegen eure Heimat? Sprecht-
Wir haben unseren Heimatsort lieb. Ja, wir haben unseren Hei-
matsort lieb, lieber als irgendeinen anderen Ort, und sei er noch
so schön:
Ich lieb das schöne Ortchen,
Wo ich geboren bin;
Hier blüht mein junges Leben, .
Von Lieben rings umgeben, j Und seine Häuser sehe,
In immer heiter'm Sinn. ! Entzückt nenn' ich's dann mein.
O, guter Vater droben,
Beschütz' den Heimatsort
Und segne ihn mit Frieden!
Viel Gutes sei beschieden
Der Heimat fort und fort! (v.Kamp.)
Ihr könnt aber, liebe Binder, nicht immer in eurer Heimat
bleiben. Weshalb müssen manche Kinder ihren Heimatsort verlassen?'
Der Knabe muß vielleicht in einem anderen Orte die Schule besuchen
oder ein Handwerk lernen, oder, wenn er größer geworden ist, auf die
Wanderschaft gehen oder Soldat werden. Das Mädchen muß in
anderen Familien lernen, die Haushaltung führen usw. Dann kommt
ihr wohl nach einem Orte, in welchem euch niemand kennt, und in
dem ihr niemand kennt: ihr seid da fremd, — in der Fremde.
Welches Wort werden wir also dem Worte Heimat entgegenstellen
müssen? Die Fremde. In der Fremde ist alles anders als in der
Heimat. Wen vermissen wir in der Fremde vor allen Dingen?
Eltern. Wen sonst noch? Geschwister, Verwandte, Freunde. Welchen
Wunsch haben wir nun wohl? — So oft wir können, besuchen
wir deshalb unsere Heimatstadt.
Manche Menschen verlassen ihre Heimat und ziehen weit fort,
wohl gar in ferne Länder oder weithin übers Meer. Wohin? Eng-
land, Amerika usw. Wer kennt eine Familie, die nach England ge-
zogen ist? — Wie nennt man dieses Fortziehen in ein fremdes
Land? Auswandern. Nach welchem Lande wandern sehr viele Leute
aus? — Sie wollen sich dort eine neue Heimat gründen,' die ver-
lassene bleibt aber ihre alte Heimat. Solange sie nicht einen festen
Wohnsitz wieder gewonnen haben, sind sie heimatslos und entbehren
das Gute und Schöne, das jede Heimat bietet. Was z. B.? Schule,
Kirche, Ordnung, Sicherheit, Freunde usw. Welche Leute sind
längere oder kürzere Zeit heimatlos? Auswanderer, Reisende, Hand-
werksburschen, Flüchtlinge.
Geht es dem Menschen in der Fremde recht schlecht, dann ge-
denkt er mit Tränen in den Augen jener glücklichen, wonnigen Zeit,
die er in seiner Jugend in der Heimatstadt verlebte. Selbst dann,
wenn schon Vater und Mutter gestorben sind, zieht es ihn doch noch
oft sehnsuchtsvoll nach der lieben Heimatstadt zurück. Auch euch
wird es so gehen. Auch ihr werdet Heimweh empfinden, auch ihr
werdet diese gute Stadt lieben bis ins hohe Alter. Schämet euch nie
dieser treuen Anhänglichkeit, Liebe und Dankbarkeit!