Full text: Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde Deutschlands (Bd. 1)

Die deutschen Kolonien. 91 
daher versuchen, uns auch in unserer Lederversorgung möglichst vom Auslande 
unabhängig zu machen. 
Vor allem müssen die Rinderbestände in Südwestafrika wieder zunehmen, 
da dieses Land, das doch hauptsächlich zur Viehzucht geeignet ist, bisher noch 
erheblich in der Ausfuhr hinter Ostafrika zurücksteht, wie die folgenden Zahlen 
für 1908 zeigen. 
Ausfuhr an Häuten und Fellen aus Ostafrika M 840000 
Südwestafrika „ 85000 
Jis 925 000 
Die ständige Vermehrung der Viehbestände und der fortschreitende Bau 
von Bahnen berechtigen zu der Hoffnung, daß die Ausfuhr von Häuten aus 
unseren Kolonien auch weiter steigt und daß uns ebenfalls in größerem Maße 
die übrigen tierischen Produkte, wie Knochen, Hörner, Haare, frisches und 
zubereitetes Fleisch aus diesen Gebieten geliefert werden können. 1908 erhielten 
wir aus unseren Schutzgebieten bereits für <M> 350000 lebendes Vieh. 
Von den übrigen tierischen Rohstoffen verdienen noch besonders erwähnt zu 
werden Straußenfedern aus Südwestafrika, wo die Straußenzucht sich noch in 
der ersten Entwicklung befindet, und das meist von den Eingeborenen gesammelte 
Jnsektenwachs aus Ostasrika (1908 für fast Mo 1,2 Mill.). Ein weiterer 
von den Negern gesammelter Artikel ist Elfenbein, von dem wir für rund 
Ji> 1,6 Mill. erhielten, allein Kamerun lieferte für M 900000. 
3. Mineralien. Daß unsere Kolonien Bodenschätze enthalten, ist bereits 
von einer Anzahl Gelehrten nachgewiesen worden. So findet sich Steinkohle in 
Ostafrika (am Nyassasee) und in Südwestafrika (bei Keetmanshoop); Eisenerze 
kommen in abbauwürdigen Mengen in Südwestafrika, Togo und Kaifer-Wilhelms- 
land vor; ferner ist Aussicht vorhanden, daß auch Gold in Ost- und Süd- 
westafrika in größeren Mengen gewonnen werden kann, und die Diamanten- 
funde in Südwestafrika (Lüderitzbucht) liefern bereits belangreiche Erträge. An 
Phosphaten (Düngemittel) haben die Marschallinseln bereits 1908 für 
Jts 3,3 Mill. geliefert. Alle diese Bodenschätze können ebenfalls erst gebührend 
ausgebeutet werden, wenn genügende Bahnen und Arbeiter vorhanden sind. 
Am erfreulichsten hat sich die Gewinnung von Kupfererzen im Otavi- 
Minengebiet entwickelt, wo 1907 für A 1,3 Mill., 1908 bereits für Jio 6,3 Mill. 
zur Ausfuhr gelangten. Wenn diese Menge auch im Vergleich zu unserer 
Kupfereinfuhr von A 190 Mill. nur gering ist, so müssen wir bedenken, daß 
die Industrie erst seit einiger Zeit in dem genannten Bezirk besteht und vor- 
aussichtlich in Zukunft erheblich größere Erträge liefern wird. Außerdem werden 
aus dem genannten Gebiet 1908 für fast M 1 Mill. Bleierze exportiert. 
Unsere Kolonien liefern noch eine Menge anderer Rohstoffe für unsere 
Industrie, die hier nicht genannt sind; jedoch zeigt uns die Betrachtung der 
wichtigsten Waren schon, welche Rolle die Gebiete im Wirtschaftsleben in 
absehbarer Zeit spielen können. Außer diesen Gütern sind die Schutzgebiete 
für uns aber auch wichtige Lieseranten für 
b) Habningsmittd, unter denen es die sogenannten Genußmittel sind, 
die vor allem in den Kolonien angebaut werden können.
	        
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