Full text: Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde Deutschlands (Bd. 1)

92 I. Teil. Dritter Abschnitt. 
tt) Kakao. Er findet in Deutschland in neuerer Zeit immer mehr Ein- 
gang: der Verbrauch auf den Kopf der Bevölkerung ist von 300 g im Jahre 
1901 auf 610 g 1909 gestiegen, und die eingeführten Kakaobohnen hatten 1909 
einen Wert von Jb 54 Mill. Die Welterzeugung kann mit dem Weltverbrauch 
kaum noch Schritt halten; um so wichtiger ist es für uns, daß diefe Frucht in 
unseren Schutzgebieten gut gedeiht. 
Der Kakaobaum (10 m hoch) verlangt guten Boden und ein warmes, feuchtes 
Klima. Die Frucht ähnelt unseren Gurken, ist jedoch etwas kürzer und dicker. In ihrem 
Inneren liegen etwa 50 Kakaobohnen, die in eine Schale gehüllt sind. Die gepflückten 
Früchte verlieren durch Gären das Fleisch und werden dann getrocknet. 
Da der Kakao eine sorgfältige Pflege verlangt, wird er in unseren Schutz- 
gebieten von den Weißen plantagenmäßig (siehe S. 88) gezogen. Die Ausfuhr 
ist fchon recht bedeutend und betrug 
1907: 1908: 
Kamerun M 2 704000 M 2654000 
Togo „ 51000 „ 69000 
Ostafrika „ 7000 „ 7 000 
Südseeinseln „ 118000 „ 245000 
(besonders Samoa) 
M 2880000 M 2975 000 
Neue Plantagen werden angelegt, und so wird die Ausfuhr sich auch in den 
kommenden Jahren bedeutend steigern. Kamerun allein hat gegen 1906 bereits 
eine Steigerung von rund l1^ Mill. Mark aufzuweisen. 
ß) Kaffee. Nicht so günstig wie der Kakaobau hat sich in den Kolonien der 
Anbau von Kaffee entwickelt. Da wir auch für dieses Genußmittel 1909 
Jlo 188 Mill. zu zahlen hatten, wurden schon zeitig in unseren Schutzgebieten An- 
bauversuche unternommen, die auch teilweise zu günstigen Resultaten geführt haben. 
Der Kaffeebaum kommt in zwei Arten vor, von denen die größere aus Westasrika, 
die kleinere aus Arabien (ursprünglich aus Ostasrika) stammt. Beide Arten verlangen 
einen guten Boden, viel Wärme und Feuchtigkeit und eine sorgfältige Pflege. Unter 
diesen Voraussetzungen bringt jeder Baum durchschnittlich im Jahr IV2 kg Früchte, 
die unseren Schlehen ähneln und im Innern zwei Bohnen enthalten, die vom Fleisch 
der Frucht befreit und getrocknet werden. 
Von unseren Kolonien, die 1907 für M 546000, 1908 für Jls 950000 
Kaffee lieferten, eignet sich am besten Ostafrika zur Anlage von Kaffeeplantagen, 
und zwar sind es besonders die Gebiete am Kilimandscharo und bei Bukoba am 
Viktoriasee, die günstige Ergebnisse erzielen. Auch in Togo und auf den Südsee- 
inseln werden mit gutem Erfolge Plantagen angelegt. 
Noch eine große Anzahl andere Produkte werden in den Schutzgebieten 
angebaut oder gewonnen und kommen zum Teil zum Versand, zum Teil dienen 
sie den Eingeborenen als Nahrung. Gute Aussichten hat z. B. der Maisbau, 
da Togo bereits für M 2 Mill. ausführte. Das Hauptvolksnahrungsmittel 
ist Sorghum (Mohrenhirse, Durra), eine dem Reis ähnliche Pflanze. Ferner 
ist der Gewürzbau an den Küsten, besonders in Ostasrika, zu erwähnen, auch 
der Tabakbau ist nicht unbedeutend. Selbst für den Reisbau sind gute Vorbe- 
dingungen vorhanden. Von anderen Ausfuhrartikeln seien noch genannt Kopal
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.