Full text: Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde Deutschlands (Bd. 1)

3 0 I. Teil, Erster Abschnitt. 
wähnten, geben sie den Quellen Nahrung. Durch ihre Abhänge geben sie dem 
Wasser die Kraft des Fließens. Je höher die Gebirge, um so reicher sind die 
Niederschläge, die sie empfangen (Gletscher), und um so gewaltiger die Ströme, 
die sie entsenden. Die Gebirge erzeugen aber nicht nur Flüsse, sondern sie 
weisen ihnen auch den Weg, indem die Täler ihr Bett bilden oder indem sie 
sich dem Lause eines Flusses entgegenstellen und ihn ablenken. 
5. Ebenen und Flüsse. Die Ebenen nehmen die Flüsse der Gebirge 
auf und geben ihnen Raum, sich in die Breite zu entfalten, ihren Lauf zu 
mäßigen und der Schiffahrt dienstbar zu machen. Sie vereinigen Fluß mit 
Fluß zu einem Flußgebiete. Eins reiht sich ans andere, und so entsteht in 
den Ebenen das große Wasserstraßennetz, das eine Quelle reicher Produktion 
und lebhaften Verkehrs ist. Je ausgedehnter eine Ebene ist, um so mehr können 
die Wasserläufe sich ausbreiten. Daher ist für die Wirtschaft eines Landes auch 
sein Anteil an ebenem Gelände und das Verhältnis, in welchem Gebirge und 
Tiefland zueinander stehen, von Wichtigkeit. 
B2. 
Deutschlands Gröhe ttnft Gestalt. 
I. Größe. Deutschland bedeckt eine Fläche von rund 541000 qkm. 
a) Größe und SJHrttcbaft. Im Vergleich mit den großen Weltmächten 
(Vereinigte Staaten 9240000 qkm, Rußland 21800000 qkm) nimmt es also 
eine bescheidene Stellung ein. Allein das europäische Rußland ohne Polen und 
Finnland ist neunmal so groß. Diese bescheidene Stellung ist aber nur eine 
scheinbare. Denn wir müssen die Lage des Vaterlandes in der europäischen 
Westhälfte mit ihren Mittel- und Kleinstaaten berücksichtigen. Unter diesen 
nimmt es die zweite Stelle ein, indem es zwischen Österreich-Ungarn (mit 
676000 qkm) und Frankreich (mit 537 000 qkm) steht. Daraus ergibt sich, 
daß es auch durch seine Größe geeignet ist, eine wichtige Rolle zu spielen. 
Deutschland hat nicht die Vorteile eines Riesen-, noch die Nachteile eines Klein- 
staates. Es ist nicht imstande, sich durch die eigene Güterproduktion vollkommen 
selbst zu befriedigen, doch ist es auch wirtschaftlich nicht so einseitig gestellt, daß 
es in wichtigen Produktionszweigen vollkommen abhängig wäre. Wir werden 
später noch sehen, daß die verschiedenen Naturkräfte in Deutschland so günstig 
vertreten sind, daß es sich machtvoll zu einem Landwirtschafts-, Industrie- und 
Handelsstaate emporarbeiten konnte. 
b) Bevölkerung. Damit hängt die Größe seiner Bevölkerung zusammen. 
Mit seinen 65 Mill. Menschen^) steht es in Europa an zweiter Stelle (nur 
Rußlaud überragt es) und beherbergt allein ^/? der Bewohner dieses Erdteils, 
obgleich es nur Vao seines Raumes einnimmt. Daraus geht die große Volks- 
dichte hervor; Deutschland ist das dichtest bevölkerte unter den Ländern seiner 
Größe (118 auf 1 qkm). Nur Großbritannien, Italien, Belgien und die 
Niederlande haben eine dichtere, natürlich kleinere Bevölkerung. 
*) Nach Schätzung des Statistischen Amtes für 1910.
	        
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