II. Wichtige industrielle Rohstoffe. 131
dieses Land. An zweiter Stelle finden wir Italien und Österreich-Ungarn mit
je einem Siebentel. Die wichtigsten Absatzgebiete für Flachs sind Großbritannien
und Deutschland, sowie die übrigen westeuropäischen Industriegebiete.
Während Flachs zu feinen Gegenständen, besonders zu Wäsche, Tischtüchern,
Servietten, Handtüchern, Spitzen usw. verarbeitet wird, werden aus Hanf gröbere Waren,
wie Seile, Bindfäden, Segeltuche u. dergl. angefertigt. Aber auch er dient zur Fabrikation
von Gebrauchsgegenständen für das tägliche Leben, namentlich zu gemusterten uud ge-
köperten, wie Handtuch-, Beinkleiddrell u. ä.
Zu erwähnen sind auch der Manilahanf von den Philippinen, der Pitahanf
von Mexiko und der Sifalhanf, der in großen Mengen aus dem südlichen Mexiko über
den auf der Halbinsel Aukatau gelegenen Hafen Progreso ausgeführt wird. Alle drei
Hanfarten sind äußerst wetterfest und werden daher hauptsächlich zu Seileu und Tauen
verarbeitet. Sisalhanf, der auch in Deutsch-Ostasrika gut gedeiht, ist so widerstandsfähig,
daß die aus ihm fabrizierten Schiffstaue nicht geteert zu werden brauchen. Die Pro¬
duktionsmenge der tropischen Hanfarten ist mehr als halb so groß wie diejenige von
europäischem Hanf. Die Staaten Nordwesteuropas sind die Hauptabnehmer.
4. Jute. Sie besteht aus den Bastfasern mehrerer Jutepflanzen. Die
für den Handel in Betracht kommende Jute wird zum allergrößten Teil in
Britisch-Jndien, namentlich im Gangesdelta, angebaut. Die indische Ernte wird
sür 1906/7 auf 1,65 Millionen T. geschätzt. Auch Hinterindien, China und
in neuerer Zeit Algerien produzieren etwas Jute. Ein großer Teil des Faser-
stoffs wird in Indien selbst verarbeitet. Die Hauptmasse geht jedoch über
Kalkutta nach Großbritannien, Deutschland und Frankreich. Die Hanptmärkte
sind London, Dnndee, Bremen und Hamburg.
Wegen ihrer geringeren Haltbarkeit nnd größeren Dicke wird Jute mehr zu groben
Waren, insbesondere zu Säcken, Packleinwand, Seilen und Bindfäden, wegen ihrer leichten
Färbbarkeit und des hohen Glanzes besserer Sorten aber auch zu Möbelstoffen, Teppichen,
Vorhängen u. dergl. verarbeitet. (Vergl. Bd. I, S. 162.)
5. Hölzer. Sowohl die gemäßigte, als auch die tropische Zone ist sehr
reich au Nutzhölzern, während die subtropische im allgemeinen arm ist und nur
in seuchteren Bezirken größere Bestände aufweist.
Der Ausdehnung der Waldfläche nach sind Kanada, die Vereinigten Staaten
und Rußland mit zusammen vielleicht drei Vierteln aller Waldflächen die
wichtigsten Länder. In der Holzausfuhr stehen die Vereinigten Staaten voran.
Ihnen solgen Österreich-Ungarn, Schweden, Rußland, Kanada, Finnland,
Norwegen, Rumänien und Serbien. Diese Länder zusammen liefern sür über
1200 Millionen Mark Holz in den Handel. Allmählich beginnen auch Japau,
Korea, Neuseeland und Chile ihre großen Holzmassen für den Weltmarkt
bereitzustellen.
Neben den Hölzern der gemäßigten Zone, die als Bau- und Nntzholz
verwertet werden, fpielen die Nutz- und Farbhölzer der tropischen Zone eine
geringere Rolle. Ihre Hauptlieferanten sind das tropische Südamerika, Mittel-
amerika und Westindien, Südostasien, das tropische Afrika und Australien.
Die Verbrauchs- oder Importländer können wir in solche einteilen, die
holzarm sind und in solche, die insolge ihrer regen Industrie nicht genug
erzeugen. Zu den ersteren gehören alle um das Mittelmeer gelegenen sub-
tropischen Länder Europas, Asiens und Afrikas, ferner Südafrika, das südliche
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