Full text: Enthaltend die vierte Stufe: Europa (Theil 2)

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Japan, Seide usw. In hoher Blüte stand auch der Sklavenhandel. 
An der Westküste Afrikas erstanden sie die „schwarze Ware", die auf 
blutigen Sklavenjagden erbeuteten Negerscharen, sie beförderten die Neger 
dann nach Amerika (Brasilien, Virginien), wo sie reißenden Absatz 
fanden. 
5. Hollands Rückgang. 
Während sich Deutschland in dem unseligen Glaubenskriege zer¬ 
fleischte und dadurch an den Rand des Abgrundes brachte und zur 
politischen Ohnmacht verurteilte, schwang sich das kleine Holland, das 
eben erst die Fesseln drückender Fremdherrschaft abgeschüttelt hatte, zur 
größten Welt-, See- und Handelsmacht seiner Zeit empor und erklomm 
um 1650 den Gipfel seiner Macht, seines Ruhmes, seiner Kultur, 
seiner Wissenschaft, seiner Kunst. Freilich war es ihm nicht vergönnt, 
sich lange in dem Glanze seiner Weltmachtherrlichkeit zu sonnen. Sein 
gewaltiger Reichtum erweckte den Neid der anderen Völker, insbesondere 
der Engländer. Es entspannen sich langwierige Kämpfe zwischen 
Holland und England. In diesen unterlag Holland als der schwächere 
Teil. Seine Größe und sein staunenswerter Aufschwung hatte vor 
allem den Grund in der Schwäche und Zerrüttung der Nachbarländer 
und der Nebenbuhler. Als diese erstarkten, mußte Hollands Stern 
erbleichen. Zählte es doch nur etwa 2,2 Mill. Einwohner. Ein solch 
Völklein kann auf bie Dauer nicht die Lasten einer Weltmachtspolitik 
tragen. Die Aufrechterhaltung der Seeherrschaft und Weltmacht er¬ 
fordert nicht bloß Geld, ist nicht bloß Sache des größten Geldbeutels, 
sondern sie fordert neben den Opfern an Gut auch ununterbrochen 
Opfer an Blut. Zu einem Kolonialreiche gehören genügende Menschen; 
zwar fehlte es den einzelnen Holländern nicht an dem nötigen Wage¬ 
mut, aber bie bloße Zahl seiner Bewohner war den unaufhörlich 
anwachsenden Anforderungen an die Menschen nicht gewachsen. Zwar 
hat Holland stets fremde Werbe- nnd Soldtruppen in Dienst ge¬ 
nommen, aber auch das konnte nicht genügen. Holland mußte zurück¬ 
gehen, es konnte die rasch erklommene Machthöhe nicht behaupten, weil 
feine Volkszahl im Verhältnis zu den Aufgaben feiner Welt- und 
Kolonialpolitik zu gering, zu bescheiden war. Ans diesem Grunde 
hatte schon früher Venedig, das zur Zeit feiner Blüte 1,3 Mill. Ein¬ 
wohner zählte, nicht vermocht, feine Seeherrfchaft zu behaupten; aus 
gleichem Grunde unterlag Karthago der Übermacht des römischen 
Volkes, und die Hansa teilte dasselbe Schicksal, weil sie nicht eine 
überlegene, einheitlich regierte und von einem Willen durchglühte Volks¬ 
zahl hinter ihren Unternehmungen stehen hatte. Aus der holländischen 
Kolonialgefchichte entnehmen wir daher die Erkenntnis: Nur volkreiche 
und mächtige Staaten können sich ihre Kolonialbesitznngen erhalten 
und erfolgreich verteidigen gegen fremde Eroberer. Schwache Völker, 
deren Verteidigungsmittel beschränkt sind, vermögen auf die Dauer
	        
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