Full text: Donaugebiet und Rheinpfalz (Teil 2)

19. Doch schnell erfrisch' ich ihren 
Mut, 
sie fassen ihren Feind mit Wut, 
indem ich nach des Tieres Lende 
aus starker Faust den Speer versende; 
doch machtlos wie ein dünner Stab 
prallt er vom Schnppenpanzer ab, 
und eh' ich meinen Wurf erneuet, 
da bäumet sich mein Roß und scheuet 
an seinem Basiliskenblick 
und seines Atems gift'gem Wehen, 
und mit Entsetzen springt's zurück, 
und jetzo war's um mich geschehen. — 
20. Da schwing' ich mich behend 
vom Roß, 
schnell ist des Schwertes Schneide bloß; 
goch alle Streiche sind verloren, 
den Felsenharnisch zu durchbohren. 
Und wütend mit des Schweifes Kraft 
hat es zur Erde mich gerafft; 
schon seh' ich seinen Rachen gähnen, 
es haut nach mir mit grimmen Zähnen, 
als meine Hunde wutentbrannt 
an seinen Bauch mit grimm'gen Bissen 
sich warfen, daß es heulend stand, 
von ungeheurem Schmerz zerrissen. 
21. Und eh' es ihren Bissen sich 
entwindet, rasch erheb' ich mich, 
erspähe mir des Feindes Blöße 
und stoße tief ihm ins Gekröse, 
nachbohrend bis ans Heft, den Stahl; 
schwarzqnellend springt bes Blutes 
Strahl, 
hin sinkt es und begräbt im Falle 
mich mit des Leibes Riefenballe, 
daß schnell die Sinne mir vergehn. 
Und als ich neugestärkt erwache, 
seh' ich die Knappen um mich stehn, 
und tot im Blute liegt der Drache." 
22. Des Beifalls lang gehemmte Lust 
befreit jetzt aller Hörer Brust, 
sowie der Ritter dies gesprochen; 
und, zehnfach am Gewölb gebrochen, 
wälzt der vermischten Stimmen Schall 
sich brausend fort im Widerhall. 
Laut fordern selbst des Ordens Söhne, 
daß man die Heldenstirne kröne, 
und dankbar im Triumphgepräng' 
will ihn das Volk dem Volke zeigen; 
da faltet seine Stirne streng 
der Meister und gebietet Schweigen 
23. und spricht: „Den Drachen, 
der dies Land 
verheert, schlugst du mit tapfrer Hand; 
ein Gott bist du dem Volke worden, 
ein Feind kommst du zurück den Orden, 
und einen schlimmern Wurm gebar 
dein Herz, als dieser Drache war. 
Die Schlange, die das Herz vergiftet, 
die Zwietracht und Verderben stiftet, 
das ist der widerspenst'ge Geist, 
der gegen Zucht sich frech empöret, 
der Ordnung heilig Band zerreißt; 
denn der ist's, der die Welt zerstöret. 
24. Mut zeiget auch der Mameluck, 
Gehorsam ist des Christen Schmuck; 
denn wo der Herr in seiner Größe 
gewandelt hat in Knechtesblöße, 
da stifteten, auf heil'gem Grund, 
die Väter dieses Ordens Bund, 
der Pflichten schwerste zu erfüllen, 
zu bändigen den eignen Willen. 
Dich hat der eitle Ruhm bewegt, 
drum wende dich aus meinen Blicken! 
Denn wer des Herren Joch nicht trägt, 
darf sich mit seinem Kreuz nicht 
schmücken." 
25. Da bricht die Menge tobend ans, 
gewalt'ger Sturm bewegt das Hans, 
um Gnade flehen alle Brüder; 
doch schweigend blickt der Jüngling 
nieder, 
still legt er von sich das Gewand 
und küßt des Meisters strenge Hand 
und geht. Der folgt ihm mit dem Blicke, 
dann ruft er liebend ihn zurücke 
und spricht: „Umarme mich, mein Sohn! 
Dir ist der härtre Kampf gelungen. 
Nimm dieses Kreuz. Es ist der Lohn 
der Demut, die sich selbst bezwungen."
	        
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