UW- Gleichzeitig erschien der II. Teil der Schttlqeographie in
neuer, zweiter Auflage.
Rezensionen
über Tronin au, Schulgeographie für höhere Mädchen- und
Mittelschulen. I Auflage.
Vorstehende Schulgeographie verdient es, die Aufmerksamkeit der Mädchenschul-
Pädagogen auf sich zu lenken, weil das Lehrbuch aus den Bedürfnissen der höheren
Mädchenschule heraus entstanden und gerade für diese Art Schule verfaßt ist. Es
gliedert sich iu 2 Teile. Der erste Teil wendet sich an die Schülerinnen vom 3. bis 5.
oder 6. Schuljahr und zerfällt wieder in drei Abschnitte: Heimat-, Vaterlands- und
Erdkunde. Der zweite Teil, für die Oberstufe bestimmt, enthält allgemeine Geographie
(Himmelskunde und physikalische Erdkunde) und besondere Länderkunde. Der Wert
des Tromnan'schen Leitfadens beruht auf folgenden Eigenschaften.
1. Er entspricht allen Anforderungen, die die wissenschaftliche Erdkunde sowohl
in stofflicher als auch in methodischer Hinsicht an eine Schulgeographie stellen kann.
Die neueren Untersuchungen sind berücksichtigt; ich erinnere an die Forschungen in der
erdkundlichen Namendeutung, an die vom deutschen Geographentage ins Leben gerufenen
Forschungen zur deutschen Landes- uud Volkskunde, an die Untersuchungen der preu¬
ßischen geologischen Landesanstalt im norddeutschen Flachlande, an die Ergebnisse
deutscher Forscherthätigkeit in den deutschen Siedlungsgebieten Afrikas uud Australiens.
Es steht das Tromnan'sche Buch iusbesondere in Bezug auf die Methodik der Erd-
kuude als Wissenschaft auf dem Boden der Gegenwart und hat nicht, wie andere weit
verbreitete, ältere Lehrbücher, Kompromisse mit der Vergangenheit zu schließen, um
den früheren Charakter zu wahren, wenn auch auf Kosten der modernen Erdkunde.
Unnötige Namen, statistische Anmerkungen, Zahlen sind aus dem Texte entfernt, überall
macht sich eine wohlthätige Stoffbeschränkung bemerkbar, dagegen sind die Hauptlehren
der Erdkunde stets hervorgehoben. Der erdkundliche Unterricht will ja nicht nur eine
Summe von Namen, eine gewisse Menge Vorstellungen von Erdräumen und ihrer
Teile schaffen, sondern hauptsächlich die Wechselbeziehungen zwischen Erdoberfläche,
Bewässerung, Klima, Pflanzendecke, Tier- nnd Menschenwelt, die Ursachen der räum-
lichen Verbreitung aufdecken. Ein Lehrbuch, das das gegenseitige Bedingtsein gehörig
in den Vordergrund stellt, kann mit Recht ein aus der Höhe der Zeit stehendes
genannt werden.
2. Die Stoffauswahl ist nach den Gesichtspunkten getroffen, wie sie ein erziehender
Unterricht aufstellt. Die BeHandlungsweise ist elementar, der höheren Mädchenschule
angemessen. Die Erdräume werden in zusammenhängender Weise besprochen, so z. B.
die Bodenform, die Bewässerung, das Klima und die Fruchtbarkeit, die Bewohner uud
die Orte der oberrheinischen Tiesebene. In gleicher Weise gelangen die übrigen deutscheu
Landschaften zur Behandlung. Es ist das ein nicht zu unterschätzender Vorzug des
Buches; denn Zusammengehöriges soll der Unterricht nicht trennen. Die allgemeinen
Gesichtspunkte zur Beurteilung der Bodenform, Bewässerung u. s. f. des deutschen
Reiches werden dann in kurzer, übersichtlicher Weise besonders vorgetragen. Wie schon
erwähnt, sind Zahlen im Texte vermieden. Tafeln am Schlüsse mit den nötigen
Zahlenangaben sollen einen Vergleich der Größen ermöglichen. Zur Erläuterung sind
dem Texte kleine Skizzen beigegeben, im ersten Teile z. B. einzelne Profile, ebenso
im zweiten Teile, ferner Ansichten (ein Atoll, eine Gruppe erloschener Vulkane in der
Anvergne) und vor allen Dingen kleine Kartenskizzen, die interessante Gegenden in
einem größerem Maßstabe als die Schulkarten darstellen, z. B. das Nildelta, die
Senegalmündnng, die Lidiküste in Venedig, die Bai von Tokio, den Rhein bei Karls-
ruhe. Sie sind nach Auswahl und Ausführung — mit Ausnahme des Geländes -
durchaus zweckentsprechend und werden dem Lehrer bei der Behandlung der ent-
sprechenden Abschnitte ans der allgemeinen Erdkunde gute Dieuste thun. Dem ersten
^eile sind in einem besonderen Anhange 22 Typenbilder beigefügt.
3. Ein besonderer Vorzug des Buches liegt in der erfreulichen Betonung des
Nationalen, die hauptsächlich ihren Ausdruck findet in der Behandlung des deutschen
Vaterlandes und der Beziehungen unseres Vaterlandes zur Fremde. Diese werden
in einem besonderen Abschnitte behandelt: Deutschlands Külturstellung und Beziehungen
zur Fremde (Weltstellung, Verfassung, Wehrkraft, Volksbildung, Erzeugnisse, Industrie,
Handel und Verkehr, Auswanderungen und Kolonialbestrebungen.) Für den Gebrauch
des Lehrers hat Tromnau ein ausführlicheres Werk verfaßt, das Deutsche Reich in
seinen ^iulturbeziehungen zur Fremde, Halle bei Schroedel, das ich jedem Freunde