Aus der orientalischen Geschichte.
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510 Hippias wurde aus Athen vertrieben und floh zum Perserkönig
Darins. Jetzt änderte Klisthenes die Verfassung im demokratischen
Sinne, d. h. zugunsten des Volkes. Vor allem übertrug er ihm
die Gerichtsbarkeit (Geschworene).
8. Aus der orientalischen (morgenkändischen) Geschichte.
a) Die Zeit vor Cyrus.
Orient oder Morgenland bezeichnet eigentlich alle Länder, welche von
Europa aus gegen Sonnenaufgang (tat. oriens sol) liegen. Gewöhnlich aber
versteht man darunter die Länder Vorderasiens und Ägypten.
Der älteste Staat Vorderasiens war das sog. altbabylonische Reich,
das der große König und Gesetzgeber Hammurabi durch die Zusammenfassung
mehrerer kleiner Reiche schuf (um 2200 v. Chr.) K Sein Kernland lag in der
fruchtbaren, von zahlreichen Kanälen durchschnittenen Tiefebene zwischen dem
unteren Euphrat und Tigris und wurde deshalb Mesopotamien,
d. h. Zwischenstromland, genannt. Die Hauptstadt Babylon (—Tor Gottes,
in der Heiligen Schrift Babel) erhob sich zu beiden Seiten des Euphrats und
war durch gewaltige Mauern befestigt. Die Babylonier sind die Erfinder
der Maße und Gewichte; sie waren Meister der Töpferei, Webekunst
und Stickerei; besonders eifrig pflegten sie die Sterndeuterei (Astro-
logie), aus der sich dann die wissenschaftliche Stern- und Himmelskunde (Astro-
nomie) entwickelte". Als Sternwarte diente ein dem Sonnengotte Bel (Baal)
zu Ehren errichteter achtstöckiger Turm. Seine Trümmer hat um das Jahr
1850 ein Engländer aufgedeckt; seitdem wurden weitere erfolgreiche Ausgrabungen
durch Franzosen, Engländer und Deutsche unternommen.
Ursprünglich eine Kolonie und Provinz des altbabylonischen Reiches war
das östlich vom Tigris gelegene Assyrien. Dieses erhob sich um die Mitte des
13. Jahrhunderts v. Chr. gegen das Mutterland und unterjochte es. Durch Er-
oberungen dehnte sich das assyrische Reich über ganz Vorderasien aus. Auch
die Phönizier (S. 16) und das Reich Israel mußten sich seinem Zepter
beugen. Die Israeliten wurden von dem Könige Sargon in die assyrische Ge- 722
fangenschaft abgeführt. — Die Residenz der assyrischen Könige mar Ninive
am östlichen Ufer des Tigris, nach der griechischen Sage eine Schöpfung des
Ninus und seiner Gemahlin Semirämis, an Umfang Babylon nicht nach-
stehend. Die drückende Herrschaft der Assyrier trieb die unterworfenen Länder
zur Empörung. Im Jahre 607 wurde Ninive von den Babyloniern und 607
andern Völkern erobert und zerstört. Der letzte König, von den Griechen
Sardanapal genannt, hatte sich dem Flammentode übergeben. Bedeutende
Reste der Bauten und Bildwerke Ninives (Wände von gewaltigen Palästen
_ 1 Seine in einer Steininschrist fast ganz erhaltene Gesetzessammlung ist das
älteste Gesetzbuch der Welt, mehr als ein halbes Jahrtausend älter als das
des Moses.
2 „Noch teilen wir Jahr und Stunde, Kreis und Winkel, Himmelsbogen und
Sonnenbahn nach dem System der alten Babylonier ein."