24 VII. Bilder aus dem Menschenleben.
„Wie wäre das denn zugegangen?“ Ganz natürlich, wie ihr sogleich
hören sollt. Sein Vorgänger war gestorben. Vier wackere Bursche hatten sich
um den Dienst gemeldet und dem und jenem allerlei versprochen. Meister
Hämmerlein hatte sich nicht gemeldet und nichts versprochen; er hämmerte bloß
ein wenig an einer Gartenthür und erhielt dafür den Dienst.
„Und bloß für ein bißchen Hämmern?“ Bloß für ein bißchen Hämmern!
An einer Gartenthür, nahe am Dorfe, hing schon wochenlang ein Brett herab.
Meister Hämmerlein kam mit einem Felleisen des Weges her. Flugs langte
er einen Nagel und sein Hämmerlein aus der Tasche und nagelte das Brett
fest. Das sah der Dorfschulze. Ihm schien es sonderbar, daß der landfremde
Mensch das Brett nicht ledig sehen konnte, das doch selbst der Eigentümer des
Gartens wohl zwanzigmal so gesehen hatte, ohne, es festzumachen. Er wollte
ihn anreden; aber der Bursche war fort, ehe er ihm nahe genug kam.
Ein paar Stunden darauf ging der Schulze in die Dorfschenke. Sogleich
fiel ihm der junge Mensch ins Gesicht. Er saß ganz allein an einem Tischchen
und verzehrte sein Abendbrot. „Ei, willkommen!“ rief der Schulze, „treffen
wir uns hier, guter Freund?“ — Der junge Mensch stutzte, sah ihm steif ins
Gesicht und wußte nicht, woher die Bekanntschaft kam. „Ist Er nicht der
junge Wanderer,“ fragte der Schulze, „der diesen Abend da draußen am
Wege das Brett einer Gartenthür festgemacht hat?“ — „Ja, der bin ich.“ —
„Nun gut, so kommt, Nachbar Hans,“ sagte der Schulze zu dem Eigentümer
des Gartens, der zufällig auch da war, „kommt und bedankt Euch bei dem
wackern Fremdling! Er hat im Vorbeigehen Eure zerbrochene Gartenthür
repariert. — Nachbar Hans schmunzelte, sagte seinen Dant, setzte sich nebst
dem Schulzen traulich zu dem Fremdling, und alle Gäste lauschten auf ihr
Gespräch. Es betraf das Handwerk, und in allen erwachte der einmütige
Wunsch, ihn zum Gemeindeschmied zu bekommen.
Hämmerlein mußte bleiben, und da er schon am folgenden Morgen
einen Beweis von seiner Geschicklichkeit in der Vieharzneikunst und im Beschlage
gab, so war nur eine Stimme für ihn: dieser und kein anderer soll Gemeinde—
schmied werden! Man schloß den Kontrakt mit ihm ab, und Meister Hämmer—
lein war unvermutet Schmiedemeister eines großen Dorfes, das er wenige
Stunden zuvor auch nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte. Sage mir
nun noch einer: Wer ungebeten zur Arbeit geht, geht ungedankt davon!
Ferd inand Schlez.
250. Der Bchmied.
Der Abend dämmert, 2. Die Flammen prasseln,
der Schmied, der hämmert die Eisen rasseln,
noch wacker und frisch, der Hammer, er springt.
und ihn umbrauset Die Funken sprühen,
und ihn umsauset die Eisen glühen,
der Esse Gezisch. der Amboß erklingt.