Full text: Die Lande Braunschweig und Hannover

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Die Bevölkerung des Landes. 
fort Anhänger zuzuführen, und vielleicht von keinem Volke ist das 
Evangelium so verhältnismäßig rasch und so innig aufgenommen 
wie von uns Deutschen. 
Die Dichtkunst ward von unseren Vorfahren hoch geschätzt. 
Kein Gastmahl, welches nicht durch sie verherrlicht wäre. Die Harfe 
wanderte dann von Hand zu Hand, oder man lauschte den Liedern 
eines zugewanderten Sängers, der von der Entstehung der Welt, 
von den Göttern und ihren wunderbaren Händeln und Verwand- 
hingen, von den Großthaten der Vorfahren sang; und da die Deut- 
schen mit besonderer Vorliebe die Natur und das Leben der Thiere 
beobachteten, bei denen sich so oft menschliche Charakterzüge aus- 
zusprechen scheinen, so entstanden auch eigentümliche Erzählungen 
von einem Thierstaate, in welchem Reinhard, der schlaue Fuchs, 
eine Hauptrolle spielte. Auch fehlte es nicht an sinnvollen Rath- 
seln, die in Liederform vorgetragen wurden, und die zum Theil 
noch bis auf diesen Tag bekannt und im Gebrauche sind. Aufge- 
schrieben waren diese Lieder nicht; sie lebten frei im Munde des 
Volkes und änderten, wie sie von Geschlecht zu Geschlecht sich fort- 
pflanzten, allmählich wohl ihre Gestalt und theilweife ihren Inhalt. 
Gleichwohl kannte man die Buchstabenschrift. Es waren die s. g. 
Runen; aber aus Mangel an Papier benutzte man sie nur, um 
etwa aus metallene Geräthe kurze Inschriften — den Namen des 
Besitzers oder einen Denkspruch — zu setzen, oder man ritzte sie aus 
glatten Täfelchen von Buchenholz ein, deren man sich bediente, um 
durch Looswerfen die Zukunft zu erfahren, indem man dieselben, 
die s. g. Buchstaben, jedes mit einer in Runenschrift geschriebenen 
Bezeichnung eines etwa in der Zukunft möglichen Ereignisses versah, 
und sie dann in einem Gesäße schüttelte und eines herauszog. Das 
sind die Anfänge der Schrift bei unseren Vorfahren, und so kommt 
es, dast wir noch heute von Buchstaben und Büchern sprechen. 
Der Art waren die Zustände unserer Vorfahren. — Jahr¬ 
hunderte lang haben sie ruhig in ihren Gränzen gewohnt; aber in 
dem letzten Jahrhundert vor Chr. Geb. kamen sie in Bewegung. 
Viele Stämme machten sich auf, über den Rhein in das heutige 
Frankreich, das Land der Gallier, zu ziehen, welches ehemals so 
starke und blühende Volk damals in sich zerfiel und Römern und 
Deutschen zur Beute wurde. So kam es, daß die Römer, damals 
auf dem Gipfel ihrer Macht stehend und unter tüchtigen Feld- 
Herren aufs höchste kriegerisch ausgebildet, mit dem noch jugend- 
frischen Volke der Deutschen zusammen trafen. Staunen ergriff 
sie; denn so weit sie auch ihre Waffen getragen hatten, nirgends
	        
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