Full text: Die Lande Braunschweig und Hannover

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Die neuere Zeit. 
die Aufstellung eines Bundesheeres gegen ein Bundesglied. Zugleich 
erklärte derselbe den Austritt Preußens aus dem Bunde. 
Auch Hannover gehörte der Majorität der Bundesstaaten an; 
es hatte freilich sich einen Ausweg dadurch zu bahnen gesucht, daß es 
auch gegen die Mobilisirung der Oesterreichischen Korps sich aussprach. 
Nun richtete Preußen (15. Juni) an Hannover eine letzte Aufforde- 
rung und verlangte von ihm die Zurückführung seiner Truppen auf 
den vollen Friedenszustand und die Zustimmung Hannovers zur Be- 
rufung eines Deutschen Parlamentes. Hannover ging darauf nicht 
ein, indem es besonders betonte, daß die Preußischen Reformvor- 
schlüge den König in seinen Regierungsrechten der Art beschränken 
würden, daß von einer Souveränität ferner nicht mehr die Rede sein 
könne. Damit war der Krieg zwischen beiden Staaten erklärt. Ver- 
gebens beschwor der Magistrat von Hannover den König, durch ein 
Eingehen auf Preußens Vorschläge der Stadt und dem Lande das 
Schicksal einer feindlichen Occupation zu ersparen. Der König er- 
klärte, er könne als Christ, Monarch und Wels nicht anders handeln, 
und wenn er leider genöthigt sei, seine Hauptstadt preiszugeben, so 
werde er seine Truppen in den Provinzen konzentriren und hoffe 
sich dort halten zu können. 
Nun begann der Einmarsch Preußischer Truppen von Holstein 
und Minden aus ins Hannöversche Land. Die Hannöversche Armee 
war zwar schon vorher durch Einberufungen an Zahl verstärkt, 
sonst aber durchaus nicht gerüstet; aber da es doch noch glückte, sie 
mit Hülfe der Eisenbahnen in Göttingen zu sammeln, so konnte sie 
sich vermittelst der aus dem Arsenale von Hannover dorthin ge- 
schafften Hülssmittel in ein paar Tagen einigermaßen kampffertig 
machen, da die dorthin folgende feindliche Armee wegen der unterdeß 
vorgenommenen Zerstörung der Eisenbahnen zu marschiren gezwun- 
gen war. Von Göttingen aus wollte der König durch Thüringen 
ziehend in Baiern zu seinen süddeutschen Bundesgenossen stoßen. 
Und es wäre möglich gewesen, hätte man nicht die Zeit mit Ver- 
Handlungen hingebracht, die, nun zu spät, vom Könige Georg be- 
gönnen wurden und resultatlos blieben. Preußen warf den Hanno- 
veranern bei Langensalza Truppen entgegen (27. Juni), die in aller 
Eile bei Gotha durch die Eisenbahn gesammelt waren. Der König 
entschloß sich zum Kampfe, obwohl ein großer Theil der Generäle 
der Meinung war, daß auch im glücklichen Falle eines Sieges an 
ein Durchbrechen nach Baiern nicht mehr gedacht werden könnte. 
Da kämpften miteinander Krieger zweier Volksstämme, die im 
siebenjährigen Kriege und in den Befreiungskriegen gemeinsamen
	        
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