Das Harzgebirge.
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gestreckten Felsen die Ruinen des Regensteins. — Osterode,
ursprünglich ein Schloß der Catlenburger Grafen, kam nach deren
Aussterben an die Welsen und wurde neben Einbeck einer der Haupt-
orte des Fürstenthums Grubenhagen. Die Stadt führt wie Goslar
einen lebhaften Handel nach dem Oberharze. Hier befindet sich z. B.
das große Kornmagazin, aus welchem die Bergleute des Oberharzes
Zu ermäßigten Preisen Brotkorn von der Regierung geliefert erhalten.
Seit dem vorigen Jahrhunderte bestehen hier auch zahlreiche Woll-
fabriken. (5700 Ew.) — Herzberg war wohl ursprünglich ein
Jagdschloß der älteren Deutschen Kaiser und kam durch den bereits
erwähnten Gebietstausch an Heinrich den Löwen. Später war es der
Lieblingsaufenthalt der Herzöge von Grubenhagen. In der Um-
gegend des Fleckens, der sich um das noch bewohnte Schloß angelegt
hat, sind zahlreiche Erdfälle, zum Theil mit Wasser gefüllt. (3600 Ew.)
Als alle diese Orte schon in freudiger Entwicklung standen, sah
es auf dem Oberharze noch sehr einsam aus. Allerdings hatte im
Quellgebiete der Innerste auf dem Zellerfelds ein Kloster gestanden,
welches von Goslar aus gegründet war, vielleicht um den Reisenden,
die über das Gebirge nach Osterode zogen, Hülse und Unterkommen zu
gewähren; allein schon im Anfange des 15. Jahrhunderts war es
gänzlich verlassen. Nur spärliche Trümmer sind bis heute davon er-
halten. Auch hatten die Mönche von Walkenried, eines im An-
fange des 12. Jahrhunderts in der Nähe von Elrich am Südrande
des Harzes gegründeten Klosters, dessen malerische Ruinen noch jetzt
das Entzücken des Reisenden sind, in der Gegend von Andreasberg
Bergbau getrieben. Es war aber alles wieder verfallen. Erst in der
ersten Hülste des 16. Jahrhunderts wurde man wieder auf die hier
im Erdenschöße versteckten Erze aufmerksam, und rasch erhoben sich
hier sieben noch jetzt bestehende Bergstädte. Sie sind alle offene Orte,
ihre Gebäude, selbst die Kirchen, noch vielfach bloß aus Holz gebaut
und statt mit Ziegeln mit hölzernen Schindeln gedeckt. Dort oben
gedeiht kein Getreide mehr, selbst die Gartenfrüchte kommen erst spät
zur Entwicklung; die Pracht der Wiesen muß für alles das entschä-
digen. Da wird das Winterfutter für das Vieh geerntet, denn im
Sommer werden die Heerden in den Wald getrieben, und überall hört
man das harmonische Geläute ihrer Glocken.
Ihre Bevölkerung erhielten diese Städte größtentheils aus dem
Erzgebirge, wo auf ursprünglich slavischem Gebiete schon in früheren
Jahrhunderten zahlreicheDeutfcheBergwerkskolonien angesiedelt waren.
Durch große Freiheiten (Befreiung von Steuern, vom Kriegsdienst,
freie Holznutzung u. dgl.) wurden nun Kolonisten nach dem Harze ge¬