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Die Länder des Sudan sind im Süden sehr fruchtbar
und wasserreich, im Norden tragen sie Steppen -
Charakter. Nubien, das Stufenland des mittleren Nil,
ist grösstenteils gluthauchende Wüste und gehört zu
den heissesten Ländern des Erdteils. Die Bevölkerung
ist teils dunkelfarbig und südarabischer Abkunft,
teils besteht sie aus Negern. Ackerbau, Kamel- und
Schafzucht sind die Haupterwerbszweige. Seit der
Ausbreitung des mahdistischen Aufstandes ist das
ganze Gebiet Europäern fast völlig verschlossen und
Chartum, die Hauptstadt des Reiches, als Handelsstadt
sehr zurückgegangen
§ 185. c) Abessynien (IV2 Mill, qkm, 472 Mill. E.) ist ein
mauerartig aufsteigendes Alpenland, das in einzelnen
Gipfeln die Höhe der europäischen Alpen erreicht.
Der unumschränkte Beherrscher des Landes ist der
Kaiser, der den Titel Negus führt. Die sehr gemischte
Bevölkerung besteht der Hauptsache nach aus christ¬
lichen Abessyniern und eingedrungenen heidnischen
Gallas. Ackerbau und Viehzucht sind die Haupt¬
nahrungszweige der Bewohner. Der erstere wird von
den leibeigenen Gabbars (Bauern) betrieben und liefert
Getreide (Weizen, Gerste, Reis, Durra), Tabak, Baum¬
wolle, Indigo, Kaffee, Zuckerrohr etc. Die Viehzucht
erstreckt sich auf Rinder-, Pferde-, Maultier-, Esel-,
Schaf- und Kamelzucht.
An Mineralien finden sich Gold im Sande der
Flüsse, dann Steinkohlen, Eisen, Schwefel, Alaun,
Salz etc.
Die Industrie ist ohne Belang und hat sich über
den gemeinsamen afrikanischen Standpunkt nicht er¬
hoben.
Der Handel ist wenig bedeutend. Ausgeführt
werden: Kaffee, Elfenbein, Felle, Gummi, Vieh etc.
Wichtige Städte und zugleich Handelsplätze sind
Debra-Tabor und Gondar. An der Küste des Roten
Meeres besitzen die Italiener die Hafenstadt Massaua.