Full text: Abriß der Weltwirtschaftskunde

G. Südamerika. 137 
b) Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Mischlingen früher 
eingewanderter Spanier und Portugiesen mit den eingeborenen Indianern, 
einem hitzigen, ehrsüchtigen Volk, dem jedoch wenig wirtschaftlicher Sinn zukommt 
und das den größten Teil seiner Kraft in gegenseitigen Streitigkeiten der 
10 Republiken untereinander oder in Revolutionen vergeudet. 
In neuerer Zeit steigt besonders die Einwanderung aus Italien, während 
Franzosen, Engländer und Deutsche nur in mäßiger Zahl hinüberwandern, 
obgleich sür uns, besonders in Argentinien mit seinem mäßigwarmen 
Klima, eins der aussichtsreichsten Gebiete sür wirtschaftliche Ausdehnung zu 
suchen ist. 
c) Das Verkehrswesen wird durch die großen Ströme sehr begünstigt, 
ist aber auf dem Amazonas mit seinem Riesennetz schiffbarer Nebenflüsse nur 
wenig entwickelt. Ebenso fehlt es an genügenden Eisenbahnen, die allein die 
hohe natürliche wirtschaftliche Kraft des Landes zur Entfaltung bringen könnten 
(vgl. S. 26). 
6) Der Außenhandel ist in Argentinien im Verhältnis zu der geringelt 
Zahl der Einwohner recht bedeutend, er beträgt etwa Vs des deutschen 
(Tabelle XIII), obgleich die Bevölkerung nur 1j 13 der unsrigen ausmacht. 
Brasilien bleibt hinter Argentinien im Außenhandel trotz seiner dreimal so 
großen Bevölkerung zurück. 
Kennzeichnend für die Art der wirtschaftlichen Betätigung in diesen Ländern 
ist der Umstand, daß von der Ausfuhr in Brasilien 1911 allein auf die beiden 
wichtigsten Ausfuhrartikel 80 °/o der Gesamtausfuhr entfielen, nämlich 
auf Kaffee etwa JHs 700 Mill. und 
Kautschuk „ „ 500 
Die Einfuhr dagegen setzt sich aus einer großen Reihe von Gebrauchs- 
gegenständen, wie Maschinen, Eisen- und Stahlwaren, Manufaktur- und Baum- 
wollwaren usw. zusammen. 
Ähnlich liegen die Verhältnisse in Argentinien, wo 1911/12 3/4 der 
Ausfuhr sich aus folgende 6 Erzeugnisse der Landwirtschaft verteilten: 
Weizen A 350 Mill. Georg-Eckert-lnstrtUt 
Mais „ 280 „ Internationale 
Wolle 200 Schulbuchforschuno 
Gefrierfleisch .... I 160 Brau,.schweig 
Leinsaat 150 „ Schuibuchbibhoth* 
Merkwürdigerweise wird der Flachs, von dem die Leinsaat stammt, bisher 
fast gar nicht verwertet. 
Deutschland hat es verstanden, sich im Handel der beiden Länder eine 
recht angesehene Stellung zu verschaffen (vgl. Wille & Co. S. 130), steht hier¬ 
bei jedoch in scharfem Konkurrenzkampf mit den Vereinigten Staaten, die eben- 
falls bereits den hohen Zukunftswert diefer Staaten erkannt haben. 
Eckardt, Weltwtrtschaftskunde. 19
	        
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