140 Schluß, Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft,
|| chemischen Industrie zu erlangen, in der Textilindustrie dem englischen Über-
gewicht erfolgreich zu begegnen und auch in den meisten anderen Gewerbe-
zweigen unsere Produktion so zu fördern, daß Deutschland neben England und
den Vereinigten Staaten in industrieller Beziehung als ein geachteter, wohl
auch gesürchteter Konkurrent dasteht.
Über unsern Anteil am Handel und Verkehr haben wir bereits bei dem
Verkehrswesen und dem Vergleich mit England, Frankreich und den übrigen
I Verkehrsländern gesehen, daß wir an die zweite Stelle im Welthandel und
Seeverkehr gerückt sind und damit unsern westlichen Nachbar, Frankreich, erheb-
lich überholt haben. Den Betrag, den wir für Waren an das Ausland mehr
zahlen, als wir an dasselbe verkaufen, bekommen wir durch Schiffsfrachten und
Zinsen von in dem Auslande angelegten Kapitalien reichlich wieder herein, die
„Zahlungsbilanz" gestaltet sich somit viel günstiger als die ..Handelsbilanz".
Die Aufgabe unserer Wirtschaftspolitik muß es sein, diese Verhältnisse
nach Möglichkeit zu schützen. Englands „Imperialismus", Amerikas „Monroe-
doktrin", der russische Hochschutzzoll streben danach, uns unsern Anteil am Welt-
verkehr zu schmälern. Um so mehr müssen wir besorgt sein, in solchen Gebieten
uns Einfluß zu verschaffen, deren wirtschaftliche Erschließung der Hauptsache nach
noch der Zukunft überlassen ist; man nennt dies „Politik der offenen Tür".
Aufgabe des deutschen Kaufmanns aber muß es sein, durch rastloses
Streben seine Beziehungen im Weltverkehr zu fördern und dadurch befruchtend
auf unsere Industrie und alle Erwerbszweige einzuwirken, so daß der Deutsche
in Zukunft von seinem Vaterlande sagen kann „Deutschland voran in der
Welt", wie der Engländer bisher behaupten konnte: ,,Britannia rules the
world" (England beherrscht die Welt).
Druck von Velhagen & Klastng in Bielefeld.