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VII. Mitteleuropa. 
in das Hollandsch Diep.1 Der schwächere r. Teilarm des Rheins gibt 
gen N. die Jjsel [eifeel] in den SO. der Südersee ab und wird weiter 
w. die Lek [Itf] genannt. Rhein-Lek und Waal umschließen die lang 
von O. nach W. gedehnte Insel Betuwe [betihve], vereinigen sich w. 
von ihr unweit von Rotterdam in mehrfachen Gabelungen miteinander 
und heißen bei ihrer gemeinsamen Mündung Maas, obwohl sie beide 
fast ausschließlich Rheinwasser enthalten. Die Schelde entspringt am 
SO.-Ende der Flandrischen Grenzhöhe unfern der Sambre, fließt gen 
N. über die belgische Grenze, wendet sich dann nach Aufnahme der 
Lyß [ltß] (l.) nach NO. und lenkt zuletzt rechtwinklig zu einer sich see- 
artig verbreiternden Mündung um zur Wester-Schelde, einem nur vou 
Brackwasser überzogenen Meeresarme, der jetzt von dem nördlich benach- 
barten Meeresarm der Ooster softer^-Schelde künstlich abgesperrt ist. 
Das Süßwasser des Flusses fließt zunächst über dem schweren Salz- 
wasser des Meeres aus, mengt sich dann aber mit dem letzteren, zumal 
dieses bei der Flut stromauf dringt, und wird dadurch brackig, d. h. 
halbsalzig. 
Klima. Feuchte Seeluft weht über dieses Küstenland und bringt besonders 
dem schmalen, wasserreicheren N. viel Nebel und Niederschlag. Wein- 
bau gedeiht daher nur ganz im SO. an den Vorhöhen des belgischen 
Gebirges; dem sonstigen Landbau hingegen, vornehmlich aber der Vieh- 
Wirtschaft, ist dieses milde Seeklima sehr förderlich. Zum Seehandel 
eignet sich von Natur bloß die Gegend der großen Strommündungen, 
die allein tiefgehenden Seeschiffen zugänglich ist. 
Be- Südwärts der Mündungsarme des Rheins wohnten im Altertum 
volkerung. keltischen Belger; ihre romanisierten Nachkommen sind die fran- 
zösisch redenden Wallonen der S.-Hälfte Belgiens. Von der Schelde- 
mündung ab gen NO. hatten die Friesen das Küstenland inne; über 
die O.-Grenze der n. Niederlande reichten Niederfachsen herein. Die 
Hauptmasse der germanischen Bevölkerung aber bildete sich durch das 
Vordringen der Frauken den Rhein hinab und von da ins Belgische, 
wo aus ihnen der Volksschlag der Vlaemen [flanien] oder Fläminger 
hervorgegangen ist. — Im 10. und 11. Jahrhundert gehörten daher die 
Niederlande und Belgien nebst der Rheinprovinz nnd der Lothringischen 
Hochfläche zum nordfränkischen Herzogtum Lothringen des Deutschen 
Reichs. Später bildeten sie für sich allein das von Oberlothringen 
i) Hollandsch Hollands) Diep d. h. holländisches Tief heißt die vereinigte Spitze 
der beiden Meeresarme, die ähnlich wie etwas weiter s. Oolter- und Wester-Schelde 
von W. her ins Land eindringen.
	        
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