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Ernte. Etwa 8 Monate nach der Aussaat ist das Rohr ausge-
wachsen. Die Ernte ersolgt jedoch erst nach 12—14 Monaten, da dann der
Saft am reinsten und reichlichsten vorhanden ist. Das Schneiden des Rohrs
geschieht mittels scharfer Instrumente dicht über dem Erdboden.
Da das Zuckerrohr eine ausdauernde Pflanze ist, schlägt der Wurzelstock
nach der Ernte wieder aus, so daß von einer Pflanzung 5—10 Jahre lang
geerntet werden kann. In manchen Ländern, z. B. aus Java, wird jedoch
jedes Jahr neu gepflanzt; der Ertrag ist hier infolge der sorgfältigen Pflege
von 4000 KZ pro ha im Jahre 1895 auf 12 000 kg im Jahre 1910 gestiegen.
2. Die Zuckerrübe ist im gemäßigten Klima zu Hause und verlangt nur
schönes, warmes Herbstwetter zum guten Gedeihen, sowie reiche Feuchtigkeit im
Frühjahr. In Europa ist sie fast über den ganzen Erdteil mit Ausnahme
Englands verbreitet, während von den übrigen Erdteilen nur die Vereinigten
Staaten, besonders Kalifornien, in Frage kommen.
c) Verarbeitung und Verwendung. Das Zuckerrohr wird von den
Eingeborenen zum Teil roh genossen, oder der Saft wird zwischen zwei ein-
fachen Holzwalzen ausgepreßt und dient in dieser Form als Nahrungsmittel.
In Indien und anderen Gebieten dickt man den Saft in offenen Pfannen zu
einer Art Sirup, in Indien „Gur" genannt, ein. Einige Völker setzen etwas
Kalk zu und erhalten so eine Art rohen Zucker, der jedoch in keiner Weise den
Vergleich mit unserem Fertigfabrikat aushält.
Erst durch die Konkurrenz des Rübenzuckers auf dem Weltmarkte haben
die Mehrzahl der Rohrzucker erzeugenden Länder sich genötigt gesehen, ihre
Betriebe in moderne Fabriken nach europäischem Muster umzuwandeln.
Das Rohr wird hier zwischen drei Walzen aus Eisen, die wohl auch durch Dampf
erhitzt werden, ausgepreßt, und dieser Prozeß wird mehrmals wiederholt, bis das zurück-
bleibende Stroh fast trocken ist und ein willkommenes Brennmaterial für den Fabrikbetrieb
bietet, in dem Kohlen kaum zu haben sein würden. Der so gewonnene Saft wird in
derselben Weise verarbeitet wie der Rübensaft.
Verwendung des Zuckers. Aus den Zuckerfabriken geht der Rohzucker
hervor, der in den Raffinerien in Raffinade oder Konsumzucker umgewandelt
wird. Er hat schon seit Jahrzehnten aufgehört, ein bloßes Genußmittel zu
sein und ist infolge seines hohen Nährwertes immer mehr zum Nahrungsmittel
geworden, besonders, seit Kaffee, Tee und Kakao ihren Einzug in den Kultur-
ländern gehalten haben und die Konservierungsmöglichkeit von Früchten aller
Art bekannt geworden ist. Der größte Teil wird daher zu Speisezwecken
benutzt.
Ein anderer erheblicher Teil dient zur Herstellung von Schokolade,
Bonbons, Konfitüren usw., findet in der Marmelade- und Geleefabrikation Ver-
wendung und wird beim Einkochen ganzer Früchte gebraucht. Die Marmelade-
bereitung hat ihren Hauptsitz in England, das Zubereiten ganzer Früchte wird
besonders in Kalifornien betrieben, da hier die Obsternte sehr reichlich und
gleichmäßig ausfällt.
6) Produktion, Ein- und Ausfuhr. Produktion. In der Erzeugung
von Rohzucker streiten Rübe und Zuckerrohr um die Vorherrschaft. 1909/10