Full text: Abriß der Weltwirtschaftskunde

F. ZuÄer. 68 
Ernte. Etwa 8 Monate nach der Aussaat ist das Rohr ausge- 
wachsen. Die Ernte ersolgt jedoch erst nach 12—14 Monaten, da dann der 
Saft am reinsten und reichlichsten vorhanden ist. Das Schneiden des Rohrs 
geschieht mittels scharfer Instrumente dicht über dem Erdboden. 
Da das Zuckerrohr eine ausdauernde Pflanze ist, schlägt der Wurzelstock 
nach der Ernte wieder aus, so daß von einer Pflanzung 5—10 Jahre lang 
geerntet werden kann. In manchen Ländern, z. B. aus Java, wird jedoch 
jedes Jahr neu gepflanzt; der Ertrag ist hier infolge der sorgfältigen Pflege 
von 4000 KZ pro ha im Jahre 1895 auf 12 000 kg im Jahre 1910 gestiegen. 
2. Die Zuckerrübe ist im gemäßigten Klima zu Hause und verlangt nur 
schönes, warmes Herbstwetter zum guten Gedeihen, sowie reiche Feuchtigkeit im 
Frühjahr. In Europa ist sie fast über den ganzen Erdteil mit Ausnahme 
Englands verbreitet, während von den übrigen Erdteilen nur die Vereinigten 
Staaten, besonders Kalifornien, in Frage kommen. 
c) Verarbeitung und Verwendung. Das Zuckerrohr wird von den 
Eingeborenen zum Teil roh genossen, oder der Saft wird zwischen zwei ein- 
fachen Holzwalzen ausgepreßt und dient in dieser Form als Nahrungsmittel. 
In Indien und anderen Gebieten dickt man den Saft in offenen Pfannen zu 
einer Art Sirup, in Indien „Gur" genannt, ein. Einige Völker setzen etwas 
Kalk zu und erhalten so eine Art rohen Zucker, der jedoch in keiner Weise den 
Vergleich mit unserem Fertigfabrikat aushält. 
Erst durch die Konkurrenz des Rübenzuckers auf dem Weltmarkte haben 
die Mehrzahl der Rohrzucker erzeugenden Länder sich genötigt gesehen, ihre 
Betriebe in moderne Fabriken nach europäischem Muster umzuwandeln. 
Das Rohr wird hier zwischen drei Walzen aus Eisen, die wohl auch durch Dampf 
erhitzt werden, ausgepreßt, und dieser Prozeß wird mehrmals wiederholt, bis das zurück- 
bleibende Stroh fast trocken ist und ein willkommenes Brennmaterial für den Fabrikbetrieb 
bietet, in dem Kohlen kaum zu haben sein würden. Der so gewonnene Saft wird in 
derselben Weise verarbeitet wie der Rübensaft. 
Verwendung des Zuckers. Aus den Zuckerfabriken geht der Rohzucker 
hervor, der in den Raffinerien in Raffinade oder Konsumzucker umgewandelt 
wird. Er hat schon seit Jahrzehnten aufgehört, ein bloßes Genußmittel zu 
sein und ist infolge seines hohen Nährwertes immer mehr zum Nahrungsmittel 
geworden, besonders, seit Kaffee, Tee und Kakao ihren Einzug in den Kultur- 
ländern gehalten haben und die Konservierungsmöglichkeit von Früchten aller 
Art bekannt geworden ist. Der größte Teil wird daher zu Speisezwecken 
benutzt. 
Ein anderer erheblicher Teil dient zur Herstellung von Schokolade, 
Bonbons, Konfitüren usw., findet in der Marmelade- und Geleefabrikation Ver- 
wendung und wird beim Einkochen ganzer Früchte gebraucht. Die Marmelade- 
bereitung hat ihren Hauptsitz in England, das Zubereiten ganzer Früchte wird 
besonders in Kalifornien betrieben, da hier die Obsternte sehr reichlich und 
gleichmäßig ausfällt. 
6) Produktion, Ein- und Ausfuhr. Produktion. In der Erzeugung 
von Rohzucker streiten Rübe und Zuckerrohr um die Vorherrschaft. 1909/10
	        
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