Full text: Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen

22 I. Teil. Zweiter Abschnitt. 
gründet sich die Leinenindustrie in der Gegend von Bielefeld und Herford, 
die hier sowohl, als auch in den Kreisen Hersfeld und Fulda, wo sie meist als 
Hausgewerbe betrieben wird, zu den bedeutendsten Deutschlands zählt. Teilweise 
damit im Zusammenhange steht die Woll- und Baumwoll-Jndustrie in 
Herford, Hersfeld, Fulda und Kassel. Kassel zeichnet sich weiter durch Segel- 
tuchweberei und Juteindustrie aus. 
Die früher bei Osnabrück ausgebeuteten Erzlager haben hier eine nicht 
unbeträchtliche Eisenindustrie hervorgerufen, in der aber jetzt meist fremde 
Erze verarbeitet werden. Die Eisen- und Maschinenindustrie in Bielefeld 
(Nähmaschinen, Fahrräder) und Hannover nebst Linden, und der Maschinen- und 
Lokomotioenbau in Kassel sind hauptsächlich auf die günstige Verkehrslage zurück- 
zuführen. Hannover, die größte Stadt des Gebietes, und die damit ver- 
bundene Fabrikstadt Linden beziehen aus dem benachbarten Deister billige Bau- 
und Heizstoffe. Neben der Textilindustrie sind besonders die Gummi- 
Verarbeitung (Continental, Excelsior), die Herstellung von Geschäftsbüchern, 
Zigaretten und die Bierbrauerei bemerkenswert. In der Umgebung von Herford 
blüht die Tabakindustrie, in Herford selbst die Schokoladenindustrie. 
3. Das hessische und Meserbergland als Verkehrsgebiet. 
Die Weser besitzt für die Schiffahrt innerhalb unseres Gebietes nur mäßige 
Bedeutung, da ihr Wasserstand sehr unregelmäßig ist. Bei Minden wird sie 
auf einer gewaltigen Brücke von dem Mittellandkanal (S. 19) überschritten, 
der einstweilen hinter Hannover endet und diesen Ort dadurch an das Fluß- 
gebiet der Ems und Weser anschließt. 
Von den Eisenbahnlinien, die das Bergland durchqueren, wurden die 
von Frankfurt kommenden Strecken (Frankfurt-Bebra-Erfurt-Halle-Berlin, S. 15, 
und Frankfurt-Gießen-Kassel-Nordhausen-Berlin) bereits erwähnt. Da in Kaffel 
außerdem noch verschiedene Linien vom Rheinland und Hannover-Hamburg ein- 
laufen, ist es ein wichtiger Knotenpunkt. Seine Bedeutung wird indes weit 
übertroffen von Hannover. Hier kreuzt der Nord-Expreß (S. 20), der durch 
die Bielefelder Klause (Teutoburger Wald) und die Westfälische Pforte in das 
Tiefland eintritt, die von Hamburg und Bremen kommenden, nach Süd- und 
Mitteldeutschland weiterführenden Linien. Hannover ist daher der wichtigste 
Handels- und Verkehrsplatz des Weserberglandes. 
Zusammenfassung. 
Zur Wiederholung: Bestimme Lage und Bedeutung folgender Orte: Fulda, 
Hersfeld, Bebra, Wildungen, Kassel (150000); Bielefeld (80000), Herford, Minden, 
Osnabrück (65000), Hannover (300000), Linden (75000). 
Das Hessische und Weserbergland ist auf den Höhen unfruchtbar und weist 
auch in den Niederungen im allgemeinen nur mäßige Fruchtbarkeit auf. Da 
ferner Bodenschätze in größeren Mengen fehlen, ist die Bevölkerung dünn und 
die Industrie ohne große Bedeutung. Eine Ausnahme hiervon machen nur 
die beiden Großstädte Hannover und Kassel, die ihre Entwicklung in erster 
Linie der günstigen Verkehrslage verdanken.
	        
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