I. Deutsch - Südwest - Afrika. 77
Sie grenzt im N. an portugiesisches, im 0. und 8. an englisches Gebiet und
umfaßt einen Teil vom Ovambo-Lande, sowie das Damara- und Groß-
NamaLand.
2. Bodenform und Bewäfferung. Die Küste, deren Länge 1400 km
beträgt, besteht aus einem 20—30 km breiten Sanddünengürtel, der hier
und da von nackten, unfruchtbaren Felsen unterbrochen wird. Das Hinter-
land steigt zu einem teilweise bewaldeten Stufenlande von 1500—2000 m
langsam empor, das sich nach 0. hin zu der großen, von Buschmännern
bewohnten Kalahari-Wüfte hinabsenkt. Überall herrscht großer Regen-
mangel, so daß die nur zur Regenzeit (Dezember bis Mai) wasserreichen
Flüsse später bald versiegen. Nur die Grenzflüsse (Oranje und Kunene)
führen zu jeder Jahreszeit Wasser. Die Frage der Wassererschließung
und der Staudämme ist die wichtigste des Schutzgebietes.
3. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Das Klima ist im allgemeinen
gesund, trocken und nicht sehr heiß. Während der großen Regenzeit ist
ein üppiger Graswuchs fast allenthalben vorherrschend, der dann den
Hereros *) im Damara-Lande die Grundlage für eine ziemlich entwickelte
Viehzucht gewährt. Die Viehherden bestehen meist aus Rindvieh,
Fettschwanzschafen und Ziegen. Sämtliche europäische Gemüse,
Kartoffeln, Korn, Mais, Kaffee und Tabak sind mit Erfolg an-
gebaut worden. So bieten denn die Täler und Niederungen, die auch
die trockene Jahreszeit hindurch genügende Feuchtigkeit aufweisen, dem
deutschen Ackerbauer gute Gelegenheit zur Besiedelung dar.
Die Kolonie besitzt in ihren Kupfergruben und Diamantfeldern be-
deutende Bodenschätze. Kupfererze fördert man namentlich im X. bei
Otavi. Sie werden größtenteils nach Europa verschifft und dort verhüttet.
Die Diamantenfunde im Hinterlande der Lüderitzbucht führten zur Gründung
zahlreicher Bergwerksunternehmungen. Der Wert der Gesamtförderung
betrug 1911 rund 23 Mill. M. Die Goldfunde waren nirgends abbau-
würdig. Eisenerze sinden sich an verschiedenen Stellen des Schutzgebietes;
jedoch war ihr Abbau bei größerer Entfernung von der Küste bisher nicht
lohnend. Dasselbe gilt auch von der Ausbeute der Marmorfelder.
4. Der Bändel. Aus dem deutschen Zollgebiet werden besonders
grobe Tischlerarbeiten, grobe Eisenwaren, Kleidungsstücke, Bier in Flaschen,
Branntwein, Leder und Lederwaren, Mehl, Reis, Zucker, Konserven, Kaffee,
Tee, Tabak, Glas und Porzellanwaren eingeführt. Die Einfuhr in das
Schutzgebiet betrug 1911 über 45 Mill. M. 4/5 der eingeführten Waren
') Die Hereros, Ovambos (im Norden) und die Hottentotten (im Süden) sind
die 3 Haupwegerstämme des Gebietes.