Notation der Erde. Bewegung der Erde um die Sonne.
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Kugel, die von einer feinen, minder glühenden Gashülle, in der selbst das Eisen
noch gasförmig vorkommt, umgeben ist. Sie spendet unserer Erde Licht und
Wärme. Wenn man die Sonne durch ein gefärbtes Glas betrachtet, so entdeckt
man dunkle Flecken in derselben. Diese wandern allmählich über die ganze
Sonnenscheibe, verschwinden am Rande derselben und kommen nach einiger Zeit
am andern Rande wieder hervor. Daraus schließt man, daß sich die Sonne in
25—26 Tagen einmal um ihre eigene Achse drehe.
§ 113. Bewegung der Grde um ihre Achse (Rotation) und die
Kntstehnng der Jageszeiten. Dem Augenscheine nach steht die Erde still
und die Sonne bewegt sich in 24 Stunden einmal um die Erde. So lehrte
Ptolemäns, der um 140 it. Chr. zu Alexandrien lebte (Ptolemäisches
System). In Wirklichkeit aber ist es umgekehrt. Durch die Bewegung der
Erde um sich selbst entsteht der Wechsel der Tageszeiten. Die von der
Sonne beschienene Hälfte der Erdoberfläche hat Tag (Lichtseite). Die andere
Hälfte wird während dieser Zeit von den Strahlen nicht getroffen, sie hat
Nacht (Schattenfeite). Tritt ein Ort in die Lichtfeite über, so geht für ihn
die Sonne auf; er hat Morgen. Tritt er in die Schattenseite, so geht für
ihn die Sonne unter, er hat Abend. Während ein Ort in der Richtung von
W. nach O. in der Lichtseite einen Bogen beschreibt, scheint die Sonne das-
selbe in der Richtung von O. nach W. zu tun. (Wann haben wir schon eine
ähnliche Täuschung erlebt?) Erreicht der Ort den Punkt, der in der Mitte des
Bogens liegt, so steht für ihn die Sonne am höchsten, er hat Mittag. Verbindet
man auf der Erde (Globus) alle diejenigen Punkte, welche zu derselben Zeit
Mittag haben, so erhält man Halbkreise, welche Mittagslinien oder Meri-
diane genannt werden. Es haben also alle unter demselben Meridian liegenden
Orte zu gleicher Zeit Mittag. (Erreicht die Sonne ihre größte Höhe am Tage,
oder tritt sie in den Meridian des Ortes, so sagt man: sie kulminiert.) Erreicht
der Ort die Mitte des Bogens, den er auf der Schattenseite beschreibt, so hat er
Mitternacht. — Da sich die Erde von W. nach O. bewegt, so treten die öst-
lich gelegenen Orte früher in die Lichtseite als die westlich gelegenen; sie haben
alle Tageszeiten früher. Da alle 369 Längengrade von der Sonne in 24 Stun¬
den durchlaufen werden, so kommt auf einen Längengrad 4 Minuten Zeit. Ein
Ort, der 1° öftl. von uns liegt, hat demnach 4 Min. früher Morgen. Königsberg
und Berlin liegen 7° auseinander; darum hat Berlin 28 Min. später Sonnen¬
aufgang als Königsberg.
§ 114. Wewegung der Erde um die Sonne (Revolution), a. Wäh¬
rend sich die Erde um sich selbst dreht, bewegt sie sich auch in einer länglich-rnnden
Bahn (Ellipse) um die Sonne, und zwar in 365 Tagen 5 Stunden 48 Min.
48 Sek. Die Sonne steht in einem Brennpunkte der Ellipse, darum ist die Erde
einmal im Jahre der Sonne näher (steht in Sonnennähe, 1. Jan.), einmal von
der Sonne entfernter (steht in Sonnenferne. 2. Juli). Der mittlere Abstand der
Erde von der Sonne beträgt etwa 150Mill. km. Je näher die Erde der Sonne
ist. desto rascher bewegt sie sich in ihrer Bahn vorwärts. Deshalb ist das Winter-
Halbjahr 73/4 Tage kürzer als das Sommerhalbjahr. Der Weg, den die Erde
in einem Jahre zurücklegt, ist über 900 Mill. km lang. In einer Sekunde
durchläuft sie etwa 30 km. Wir merken von dieser furchtbar schnellen Bewegung
nichts, weil auch die Luft und alle uns umgebenden Gegenstände dieselbe Be«