Metadata: Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen

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über den Sieg, nur der französische König nicht, dessen Pläne 
gescheitert waren. Kaiser Leopold aber hatte in der Zeit peinliche 
Bedenken darüber, wie er dem Wahlkönige seine Dankbarkeit bezeugen 
könne, ohne seiner Würde etwas zu vergeben. In den nun folgenden 
Türkenkriegen erfocht Prinz Eugen, „der edle Ritter", der in seinem 
unscheinbaren Körper eine edle Seele und ein seltenes Feldherrntalent 
vereinigte, herrliche Siege. Er eroberte Belgrad und entriß den 
Türken Ungarn und Siebenbürgen. 
Fragen: Welches sind die großen Verdienste des Prinzen Eugen? — Seit 
wann sprach man von einer Türkenfurcht in Deutschland? — „Die Befreiung 
Wiens." „Die Sieger" von Vogl. „Prinz Eugen vor Belgrad." „Zriny", 
Drama von Theodor Körner. 
77. Friedrich I. als erster König von Preußen. 
(1688—1713). * 
1. Friedrich, als Kurfürst der dritte seines Namens, hat das 
Verdienst, der von seinen Vätern ererbten Macht den gebührenden 
Namen verschafft zu haben. Er hatte einen schwächlichen, etwas 
verwachsenen Körper. Seine mäßigen 
Anlagen waren durch seine edle 
Mutter und den ernsten Eberhard 
von Dankelmann ziemlich glücklich 
entwickelt worden. Er war gutherzig 
und leutselig, zeigte dabei aber Hang 
zu Prunk und Eitelkeit und geringe 
Festigkeit des Charakters. Schweich- 
ler gewannen leicht sein Ohr und 
Günstlinge sein Herz. Die in dem 
Testamente seines Vaters zu gnnsten 
der jüngeren Söhne angeordnete T ei- 
lung des Landes wußte er zu 
verhindern, indem er seine Brüder 
mit Geld befriedigte und die Zu- 
stimmung des Kaisers erwarb. — Solange sich Friedrich der Führung 
seines gewissenhaften Erziehers überließ, ging alles gut. Allmählich 
wurden ihm aber der Ernst, die Sparsamkeit und die oft rücksichts¬ 
losen Vorstellungen Dankelmanns lästig. Viel besser gefielen ihm die 
Schmeicheleien und die höfische Kunst des geschmeidigen Kammerherrn 
Kolb von Wartenberg. Dieser setzte durch abgefeimte Künste und 
Nichtswürdigkeiten den Sturz seines Wohlthäters Dankelmann durch. 
Obwohl man letzterem weder Unredlichkeit, noch eigenmächtiges und hoch- 
verräterisches Handeln beweisen konnte, wurde der brave Mann doch 
abgesetzt und mehrere Jahre gefangen gehalten. Kolb von Wartenberg 
setzte sich nun fest in der Gunst des Kurfürsten. Er wußte ihm zu 
schmeicheln und stets zu Willen zu sein. Dabei füllte er seinen Säckel,
	        
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