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3. Kuba ist etwa 1/3 mal so groß als das Königreich Preußen, hat aber nur
1V2 M. Bewohner. Nur 1jio des Landes ist wirklich bebaut, 9/io dagegen liegen wüst
da oder sind mit dichten Waldungen bedeckt, in denen sich stellenweise Ebenholzstämme
von riesiger Stärke finden. Landstraßen giebt es auf Kuba so gut wie gar nicht, Eisen-
bahnen dagegen sind schon mehrfach vorhanden. Nach den im Frühjahr und Herbst
eintretenden Regenzeiten erzeugt die glühende Hitze einen überaus üppigen Pflanzen-
wuchs. In den angebauten Ebenen findet man daher große Zuckerrohr-, Tabak- und
Kaffeepflanzungen. In den Niederungen der Insel aber herrscht infolge des heiß-
feuchten Klimas sehr häufig das gelbe Fieber, das alljährlich eine große Zahl der
eingewanderten Europäer dahinrafft. — Die Hauptstadt der Insel ist Habana
(230 T.) In der Kirche daselbst liegt Kolumbus begraben. Das Hauptgeschäft in
Habana ist die Cigarrenfabrikation. Es giebt hier mehr als 100 Fabriken, von denen
manche über 600 Arbeiter beschäftigen.
4. Hayti, das „Land der hohen Berge", wegen seiner Fruchtbarkeit der Garten
Westindiens genannt, ist seit 1805 ganz in den Händen der Neger und Mulatten,
welche hier eine Negerrepublik (Hayti) und eine Mulattenrepublik (San Domingo) er-
richtet haben. Überall im Lande herrscht die größte Trägheit, und die fruchtbaren
Felder liegen daher vielfach unbebaut da. Fetische, Schlangen und böse Geister werden
verehrt und bei Iahresfesten sogar die vorher gemästeten Kinder als Opfer geschlachtet
und verzehrt. Bon Tag zu Tag sinken die freien Neger mehr und mehr in den Aber-
glauben ihrer afrikanischen Brüder zurück.
38. Südamerika.
1. Gebirge und Flüsse. Die Westküste entlang zieht sich das Hochgebirge der
Anden oder Cordilleren [forbitjcren], deren höchste Gipfel (Sorata, Chimborazo
stschimborasso^ über 7 km hoch und zum Teil als Vulkane thätig sind. Bald hier, bald
dort bricht das unterirdische Feuer aus dem Krater hervor oder erschüttert das Land
durch furchtbare Erdbeben. Erst in einer Höhe von etwa 5000 m liegt die Schnee-
grenze. (Wie erklärt sich dies, da doch z. B. die Schneegrenze in den Alpen bei 2700 m,
in Norwegen sogar schon bei 1000 m Höhe beginnt?)— Das Andengebirge ist auf-
fallend kahl. Kein grüner Wald schmückt seine Abhänge, selbst Viehtriften findet man
selten. Der Grund hierfür liegt im Mangel an fruchtbarer Erde. Fast überall tritt
das braune, graue oder rote Gestein zu Tage, so daß hier kein Baum Wurzel schlagen
und Nahrung finden kann. An der Ostkiiste Südamerikas liegen die Bergländer von
Guyana und Brasilien. Zwischen ihnen und den Anden breiten sich ungeheure
Tiefebenen aus, die von mächtigen Strömen (Orinoko, Amazonenstrom und Pa-
rana, der in den Meerbusen La Plata mündet) durchflössen werden. (Warum
giebt es an der Westküste Südamerikas keine größeren Flüsse?)
2. Klima. Südamerika liegt mit seiner größten Ländermafse in der heißen Zone.
Dennoch ist es hier nicht so furchtbar heiß wie in dem etwa in gleicher Breite liegenden
Afrika. Die Ursachen hierfür sind hauptsächlich folgende: Die Schneeberge im Westen
senden frische Lüfte und zahlreiche Flüsse ins Land. Der atlantische Ocean über-
schüttet den Osten stellenweise mit Regen, so daß hier die gewaltigsten Flüsse und die
dichtesten Urwälder sich gebildet haben. Die Wälder halten ihrerseits wieder die
Feuchtigkeit lange fest, so daß die große Hitze auch durch die Ausdünstung der Wälder
gemildert wird. An der Westseite wird die Abkühlung hauptsächlich bewirkt durch
einen kalten Meeresstrom, der die Küsten von Peru und einem Teile Chiles bespült.
Leider aber verhindert dieser kalte Meeresstrom die Bildung von Regenwolken, so daß
hier die Küste sehr regenarm und daher auch waldleer ist.
3. Die Urwälder des Amazonenstroms. Der Amazonenstrom, der wasserreichste