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ftnb daher ungemein dürr und vielfach wüstenartig. Im Norden und Süden treten
alljährlich zu bestimmten Zeiten Regen ein, die aber das Land weit und breit über-
schwemmen und oft mehr schaden als nützen. (Wie kömmt es, daß die Jahreszeiten
Australiens den nnsrigen entgegengesetzt sind?)
3. Bewässerung. Infolge der großen Regenarmut im Innern Australiens
mangelt es auch an größeren Flüssen, die das ganze Jahr hindurch gleichmäßig Wasser
führen. Schneereiche Gebirge, die Hauptquellen der Bäche, sind fast gar nicht vor-
handen, und auch an dichten, die Feuchtigkeit anhaltenden Wäldern ist großer Mangel.
Da es ferner an ausgedehnten Gebirgen und somit auch an schiefen Ebenen und
Thälern fehlt, so können sich auch die zur Regenzeit entstehenden Gewässer kein regel-
rechtes Flußbett schaffen. An den tiefsten Stellen bilden sich dann zahllose Seen, die
sich oft durch Wasserarme verketten und gewissermaßen die Stelle der Flüsse vertreten.
In den heißen Sommermonaten aber (Oktober—März) trocknen die Flußarme aus,
und die Seen verwandeln sich in einen dicken Schlamm. Durch Auslaugung des Bodens
bildet sich auf demselben eine schneeweiße Salzkruste, so daß man glauben könnte, eine
mit Schnee bedeckte Eisfläche vor sich zu haben. Der einzige, das ganze Jahr hin-
durch Wasser führende Fluß ist der Murray smörre) mit dem Darling.
4. Pflanzenwelt. Aus der Regenarmut und Dürre im Innern Australiens er-
Statt sich leicht die dortige Pflauzenarmut. Große Wüstenstrecken im Innern sind teils
vollständig kahl, teils mit undurchdringlichen Gesträuchdickichten bedeckt, dessen Stachel-
gewächse die Dürre überstehen und kaum durch Feuer zu vertilgen sind. An der reich
bewässerten Ost- und Südküste dagegen findet sich ein äußerst üppiger Pflanzenwuchs.
In den dichten Urwäldern daselbst wächst sogar der höchste Baum der Erde, der 130 m
hohe Gummibaum. Zwischen diesen Urwäldern und den Wüsten des Innern dehnen
sich die lichten, schattenlosen „Waldsavannen" aus. „Alle 15—20 Schritte steht ein
häßlicher Gummibaum, darunter spärliches Gras, und hier und da ein Busch." Die
schmalen Blätter der Bäume hängen meistens senkrecht herab und geben daher wenig
Schatten. Oft sind sie hart oder lederartig, und statt des frischen Grünes unserer
Laubbäume zeigen sie eine matte graublaue Farbe. Nur wenige Bäume verlieren all-
jährlich ihre Blätter, wohl aber werfen die meisten ihre Rinde ab. An fruchttragenden
Bäumen und Pflanzen ist großer Mangel; das Land vermochte daher nur wenig
Menschen zu ernähren. Erst durch die Europäer wurden Getreide, Kartoffeln, Obst-
bäume eingeführt. In einigen Kolonien baut man jetzt sogar Baumwolle und
Zuckerrohr, und in den Gärten erntet man nicht nur Aepfel und Birnen, sondern auch
Feigen und Apfelsinen.
5. Die Tierwelt Neuhollands ist noch dürstiger als die Pflanzenwelt. Kein Hirsch,
kein Elefant, kein Büffel durchstreift die Wälder. Nur das Geschlecht der Beuteltiere
ist hier stark vertreten. Zu ihnen gehört auch das sür die Eingebornen wichtigste Tier,
das Känguruh, dessen Fleisch sie essen. Von Raubtieren findet man nur den Dingo oder
wilden Hund. Unter den Vögeln ist der Kasuar am merkwürdigsten. Er hat borsten-
artige Federn und nur kleine Flügelansätze, so daß er nicht fliegen kann. Das son-
derbarste Tier aber ist das Schnabeltier, das sich in einigen Seen Australiens sindet.
Durch die Einwanderung sind nach und nach alle europäischen Haustiere eingeführt
worden, und in den australischen Kolonien sindet man jetzt die größten Viehherden der
Welt. (Schafe, Rinder, Pferde.) Hieraus erklärt sich auch die starke Ausfuhr von
Wolle, Fleisch, Häuten :c.
6. Die Bewohner Australiens sind der Mehrzahl nach Eingewanderte (4 M,
meist Engländer). Außerdem finden sich in Australien noch etwa 55 000 Eingeborne,
die Australier. Sie sind meistens klein, haben einen dicken Kops, aber auffallend dünne
Arme und Beine. Ihre dunkelbraune Haut ist fast überall reich behaart; das Kopf-
haar ist etwas gekräuselt, doch nicht wollig wie beim Neger. Einen festen Wohnsitz