Full text: Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung (Nr. 6)

fachen zurückzuführen: auf ihre Regenarmut und ihre große Hitze. In der Sahara 
vergehen Jahre, ehe einmal ein Gewitter die heiße Luft und den brennenden Boden 
kühlt. Der Sand ist oft so heiß, daß man Eier darin kochen kann, und die Luft- 
wärme steigt an manchen Tagen bis aus 40° R. Am Tage strahlt der heiße Fels- 
oder Sandboden eine erstickende Hitze aus; in der Nacht dagegen, wo kein Nebel, kein 
Gewölk die Ausstrahlung der Wärme verhindert (Naturl. S. 24), kühlt der Boden 
sich oft so bedeutend ab, daß sich Eis bildet und die Reisenden gezwungen sind, ein 
Lagerfeuer anzuzünden. 
Mehr fast noch als die Hitze belästigt den Wüstenreisenden der fast beständig 
wehende Nordost, der so heiß und trocken ist, daß er bei Mensch und Tier einen un- 
auslöschlichen Durst hervorruft und alles Grün versengt. Zuweilen wird er zum Glut- 
stürm (Samum), der gewöhnlich nur einige Stunden, selten 1—2 Tage anhält. Dann 
ist die Luft zum Feuer, der Mittag zur finstern Nacht geworden. Das Blut tritt 
Menschen und Tieren aus Mund und Nase, Augen und Ohren, und nicht selten 
werden ganze Karawanen unter den Sandwolken dieses Orkanes begraben. — In den 
tiefsten muldenförmigen Einrenkungen deTWüste tritt das unterirdische Wasser stellen- 
weise bis auf 2—3 m nahe an die Oberfläche heran. Hier in den sogenannten Oasen 
(= Wohnungen) ist daher der Boden recht fruchtbar und gedeihen Mais, Südfrüchte 
und hauptsächlich Datteln. Die Oasen sind auch daher die einzigen bewohnbaren 
Stätten der Sahara und die Ruhepunkte der Karawanen, mit denen die Oasenbewohner 
vielfach Handel treiben. 
33. Der Sudan. 
1. Südlich von der Sahara — bis zum Äquator hin — breitet sich der Sudan, 
das Land der Schwarzen, aus. Fast das ganze Gebiet ist Hochland. In einer Ein- 
senkuug desselben liegt der Tsadsee. 
2. Klima, Pflanzen- u. Tierwelt. Mit Entzücken betritt der Wanderer, der monate- 
lang die dürre Sahara durchreiste, die schattigen Wälder des fruchtbaren Sudanlandes. 
Zwar ist es auch hier des Mittags oft unerträglich heiß, aber die halbjährlich nieder- 
strömenden Regen erzeugen eine Fruchtbarkeit des Bodens und einen üppigen Pflanzen- 
wuchs, der uns wahrhaft in Erstaunen setzt. Hier ist die Heimat des riesenhaften 
Brotbaumes, dessen Stamm nicht selten einen Umfang von 18—20 m hat. Hier 
auch finden wir die riesige Ölpalme, deren Blattstiele zum Häuserbau verwendet werden 
und aus deren pflaumenähnlichen Früchten man das Palmöl, den wichtigsten Han- 
delsartikel Afrikas, gewinnt. (In Europa wird dieses Öl zur Seifenbereitung be- 
nutzt.) In den dichten Wäldern sind Ebenholz-, Weihrauch-, Gummi-, Kautschuk-, 
Butterbäume u. v. a. durch Schlingpflanzen zu einem undurchdringlichen Dickicht ver- 
bunden. Hier hausen Elefanten, Nashörner, Löwen, Gorillas, Giraffen :c., und in 
den Seen und Flüssen tummeln sich Flußpferde und Krokodile. 
3. Die Bewohner des Sudans sind die Neger. Sie sind kräftig gebaut, haben 
eine schwarzbraune Farbe, krauses, wolliges Haar und dicke, wulstige Lippen. Ihre 
Kleidung besteht aus einem Streifen Baumwollenzeug, den sie sich um den Leib 
schlingen. Am liebsten schmücken sie sich mit Glasperlen, Federn, Muscheln :c. Sie 
treiben Viehzucht und Ackerbau; ihre Nahrung besteht aus Hirse, Mais :c. Einige 
Negerstämme verzehren sogar noch Menschen. Der Religion nach sind sie fast alle 
Heiden. Sie fürchten eine Menge Geister, die auf der Erde hausen und ihnen Schaden 
zufügen wollen. Zum Schutze gegen dieselben sowie gegen Krankheiten, Dürreic. holt 
man sich vom Zauberer einen Fetisch. Das ist eine Figur aus Holz, Thon, Stein :c. 
Erweist sich der Fetisch nicht mächtig genug gegen das Übel, so wirft man ihn fort 
und holt sich einen andern. — Die Herrscher in den zahlreichen Negerstaaten sind 
meistens unumschränkte Herren über Leben und Eigentum ihrer Unterthanen.
	        
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