Object: Neueste Geschichte (Theil 4)

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So ruhmvoll auch diese Vertheidigung von Silistria für die türkische 
Armee war — sie hatte den Russen 12,000 Mann gekostet — wirkten doch 
bei Aushebung der Belagerung andre Rücksichten mit. Kaiser Nikolaus, von 
Oestreich und Preußen zur Räumung der Donaufürstenthümer ausgefordert, 
wollte gegenüber dem Vertrage Oestreichs mit der Pforte vom 14. Juni 
einen Eonflict mit Oestreich vermeiden, dessen Armee gerastet an den Gränzen 
der Wallachei stand. Er ordnete demnach die Räumung der Donaufürsten- 
thümer an und erklärte, sich ganz auf der Defensive halten zu wollen. 
Omer Pascha ließ nun seine Armee zum liebergange aus das linke Donau¬ 
ufer vorrücken. Er geschah am 8. Juli bei Rustschuk nicht ohne Nachtheil 
der Türken gegen die vertheidigenden Russen. Doch zogen sich diese zurück 
und räumten die Wallachei. Am 22. August hielt Omer Pascha seinen Ein¬ 
zug in Bukarest. Fürst Gortschakow ging hinter den Pruth zurück und am 
6. September zogen die Oestreicher, welche nach dem erwähnten Vertrage die 
Fürstenthümer besetzen sollten, in Bukarest, später auch in der Moldau und 
in Jassy ein. Omer Pascha brach den Feldzug ab. Waren es politische 
Gründe, die ihm Einhalt geboten, denn Oestreich wünschte eine Verwickelung 
seiner Truppen in den Krieg, die bei der Fortsetzung desselben leicht möglich 
geworden wäre, zu vermeiden; oder scheute sich der türkische Obergeneral, seine 
Truppen auf den Schauplatz der südrussischen Steppen zu führen - ? Ge¬ 
nug, die türkischen Vorposten wurden nur bis an den Sereth vorgeschoben. 
Der Krieg an der Donau war beendet. Reich an Märschen und Gefechten, 
aber ohne größere Entscheidungen, sich beschränkend auf eine großartige, gegen¬ 
seitige Stromvertheidigung, hatte dieser Feldzug den Ruhm der türkischen 
Waffen, unleugbar auf Kosten der russischen, hergestellt und erhöht. Was je¬ 
doch ans den andern Punkten des Kriegstheaters von den Türken geleistet 
wurde, ist hinter dem Ruhme ihrer Donau-Armee zurückgeblieben. — 
149. Der orientalische Krieg. Fortsetzung. 
(Erste Unternehmungen der Westmächte im schwarzen Meere. Der Feldzug in der Ost¬ 
see 1854; Eroberung von Bomarsnnd, 16. Ang. Expedition nach der Krim. Schlacht 
an der Alma, 20. September. Tod des Marschalls St. Arnaud. Beginn der Belage¬ 
rung von Sebastopol. Gefecht bei Balaklawa, 25. Oct. Schlacht bei Jnkermann, 5. Nov. 
Schwieriger Zustand der Belagerer. Feldzug in Asien 1854; Treffen bei Kurukdere, 4. Ang. 
Expedition im weißen Meere 1854; desgleichen nach Kamtschatka. Bündniß der Westmächte 
mit Sardinien, 4. März 1855. Tod des Kaisers Nikolaus von Rußland, 2. Marz 1855. 
Kaiser Alexander II. Omer Pascha in der Krim. Wiederaufnahme der Belagerungs¬ 
arbeiten vor Sebastopol. Beschießung, 9. April 1855. Marschall Pelissier. Expedition in 
das Asow'sche Meer. Vergeblicher Sturm aus Sebastopol, 18. Juni. Tod des Lord Raglan 
Schlacht an der Tschernaja, 16. Ang. Erstürmung des Malakow, 8. Septbr- Abzug der 
Russen auf die Nordseite. Zerstörung Sebastopols. Expedition nach der Dniepermündung; 
Einnahme von Kinburn, 17. Oct. Feldzug in Asien 1855; Belagerung von Kars. Feld¬ 
zug in der Ostsee 1855; Beschießung von Sweaborg,- 9. und 10. Ang. Expeditionen im 
weißen und stillen Meere. Friede zu Paris, 30. März 1856.) 
Die Führung des Krieges ging im Ganzen und Großen ans die West¬ 
mächte über. Ihre ersten Kanonenschüsse fielen im schwarzen Meere vor
	        
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