Die nichtdeutschen Länder Europas. 29
§. 28. Klima und Producte. Alles was in der
2. Lehrst. (§. 14) über das oceanische Klima gesagt, trifft
ganz besonders zu auf die englischen und irischen Ebenen.
Während der Sommer auch im südlichen England, bei einer
mittleren Wärme von 13°, die Traube nicht zur Reife bringt,
thut hier, wie in Irland, der Winter mit einer Mitteltemperatur
von 4° dem Grün der Wiesen und der Laubwälder nur
genügen Eintrag, und das Vieh kann das ganze Jahr hin-
durch im Freien bleiben. Alle Vortheile nun, welche mildes
Klima und natürliche Fruchtbarkeit des Bodeus der englischen
Landwirthschaft entgegenbringt, werden von dieser mit
größtem Fleiß uud Geschick ausgebeutet, und in gleichem Grade
hat die Industrie die reichen Eisen- uud Kohlenschätze sich
zu Nntze gemacht und — von einem vielverzweigten Canal-
und Eisenbahnnetz begünstigt — einen Verkehr geschaffen,
der nirgends sonst seines Gleichen findet. Die bedeutendsten
Ausfuhrartikel siud Baumwollen-, Wollen-, Metall-
und Glaswaaren, Kohlen und Eisen, Salz, Kupfer, Zinn,
Heringe.
29. Bevölkerungsverhältnifse. Auch hier treffen
wir als älteste Bewohner Celten. Gegen 300 v. Chr. aber
erschienen in den Bergen des schottischen Hochlandes Scoten
uud Picteu — jene wahrscheinlich von Irland, diese von
Skandinavien aus eingewandert — die in Niederschottland
sich festsetzte« und von dort ans England verheerten. Mittler-
weile setzten von Gallien ans die Römer (Cäsar) nach Eng-
land über und unterwarfen sich das Land, auch in Bezug
auf Sitte und Sprache. Nach dem Verfall ihrer Herrschaft
riefen die eeUifchen Briten gegen die raublustigen Puten und
Scoten die Anwohner der deutschen Nordseeküste, die Sachsen
und Angeln, zu Hülfe, uud bald (449) besetzten diese das
Laud so vollständig, daß die Briten selbst nur Raum in den
Gebirgen (Wales) fanden. Römische Sitten wichen nun
germanischen Einrichtungen, das Volk lebte ohne Gewerbe
nur von Ackerban und Viehzucht, während gleichzeitig Christen-
tbum und Bildung in Irland (Patrick) eine willkommne
Stätte und vonhier aus Verbreitung fanden. Nachdem Jahrhun-
derte lang schon Dänen uud fkandi n a vifch e Norma nn en
neben den Angelsachsen sich angesiedelt hatten, wnrde 1066
England von den französischen Normannen nnter Wil¬
helm dem Eroberer völlig unterworfen. — Im C h ar akter
der Briten ist die Rührigkeit der Franzosen mit dem Ernst