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P. Sulpicius Rufus setzte es durch, daß sie in alle 35 Tribus
verteilt würden. Dadurch war die Zahl der stimmfähigen
Bürger ungeheuer gewachsen und den demagogischen Umtrieben
das weiteste Feld geöffnet.
4. Der erste mithridatische Krieg, 88—84. Mithridates VI.,
König von Pontus, ein energischer, geistig gewandter (er sprach 22
Sprachen), aber sittenloser Despot, hatte sein Gebiet durch Vertreibung
benachbarter Könige erweitert. Als aber der König von Bithynien
die Römer um Hilfe bat, schickten diese den M.'Aqnilins nach Asien,
der indes besiegt und durch geschmolzenes Gold, das man ihm in den
Mund goß, getötet wurde. Im Übermut des Sieges ließ Mithridates
80 000 Römer in Asien ermorden. Zu gleicher Zeit erlangte er ein
Bündnis mit den Griechen und sandte eine Flotte nach Griechenland.
Feldzug des Sulla. Der römische Senat übertrug mm
dem Sulla die Führung des Krieges. Dieser setzte mit 5 Legionen
nach Griechenland über und schlug den Mithridates in zwei Schlachten.
Auch das von der Volkspartei, die nach Sullas Abreise in Rom zur
Herrschaft gekommen war, nachgeschickte Heer brachte dem Mithridates
Niederlagen bei. Da überdies die Stellung des Mithridates in Asien
schwankte und auch seine Flotte der römischen unterlegen war, so schloß
er mit Sulla den Frieden zu Dardauus, durch den er auf fein Reich
beschränkt und zur Herausgabe der Kriegsschiffe, sowie zur Zahlung
von 20000 Talenten Kriegskosten verurteilt wurde.
5. Der Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla, 87—82.
a) Gegensatz zwischen Marius und Sulla. Marius, der Sohn
armer Eltern, war ohne wissenschaftliche Erziehung und unter harter
Arbeit aufgewachsen. Im Militärdienst hatte er sich ausgezeichnet und
trat dann als homo novus in die Ämterlaufbahn ein. Er war sieben¬
mal Konsul. Hochgefeiert war er wegen seiner Siege über die Cim-
bern und Teutonen. — Sulla, aus altadligem Geschlechte stammend,
war ein Mann von feiner Bildung und überlegenem Geiste. Dem
Marius gegenüber, der nur Feldherr war, zeichnete er sich auch durch
staatsmännische Befähigung aus. Er hatte sich im jugurthinischen unb
im Bundesgenossen-Kriege hervorgethan. Den an Ehrgeiz ihm gleich-
kommenben Marius machte er sich zum bittersten Feinbe, als er im
Kriege gegen Mithribates bett Oberbefehl erhielt. — Hinter bett tieibeit
Männern ftanben bie batnals in Rom bestehenben Parteien ber Demo¬
kraten unb ber Optituaten.
b) Der Bürgerkrieg bis zur Rückkehr des Sulla. Im